Das Ende des alten Bauernjahres

 

Das Fest Mariä Lichtmess hatte früher eine hohe Bedeutung

 

Vilsbiburg. Knallrot stand der Lichtmesstag einstmals in den Kalendern. Bis zum Jahr 1912 war er in Bayern, als das Land noch weitgehend von der Landwirtschaft geprägt war, ein gesetzlicher Feiertag. Das aus gutem Grund; denn er markierte das Ende des alten Bauernjahres und gleichzeitig den Beginn eines neuen. Deshalb wurde der Tag in manchen Gegenden auch ?Ehhalten-Neujahr? genannt. Eine Dienstbotenverordnung aus früherer Zeit erklärt den Sinn: ?Du heißt Ehhalt, dass Du den Leuten, die in der Ehe sind und denen Du dienst, ihre Ehre und ihr Gut getreulich hüten zu erhalten solltest, solange Du bei ihnen im Verspruch bist.?

 

Das bäuerliche Dienstjahr endete mit der ?Schinderwoche?. Das drückt harte Arbeit aus, die in den Tagen vor Lichtmess noch verrichtet werden musste. Der Hof wurde ?zammgricht?, Mist auf das Feld gefahren und im Wald gearbeitet. Am 2. Februar endschied sind dann, ob man künftig getrennte Wege gehen würde oder das Arbeitsverhältnis auf den Hof ein weiteres Jahr verlängert würde. Tüchtige Dienstboten, die zum Haus hielten, entbehrten nicht der Anerkennung. Sie blieben oft viele Jahre und verlebten manches Mal auch ihren Lebensabend auf dem Hof. An Lichtmess bekamen die Ehhalten ihren Jahreslohn. Er hatte gerade einmal die Kaufkraft um davon ein neues Fahrrad zu erwerben. Hinzu kamen zuweilen zwei Hemden oder ein Paar Schuhe ? für die weitere Arbeit oder die Arbeitssuche. Zwischen den Arbeitsjahren lagen die ?Schlekltage?, eine Arbeitspause von bis zu einer Woche. Diese ist bereits in einer Landesverordnung von 1616 auch offiziell genannt. Wer nicht auf dem Hof blieb und sich auch unterm Jahr um keinen neuen Bauern geschaut hatte, konnte in diesen Tagen einen der ?Schlenklmärkte? besuchen, die nicht nur Einkaufsmöglichkeiten boten, sondern auch als Vermittlungsbörse für neue Arbeitsplätzen dienten.

 

Wachs stand im Mittelpunkt

 

Um einen derart wichtigen Tag rankte sich natürlich ein vielfältiges Brauchtum. Und viele hingen mit Wachs und Kerzen zusammen, was natürlich Wachsziehern wie der Familie Lechner in Vilsbiburg eine Hochkonjunktur bescherte. Die Bäuerin trug an Lichtmess den Jahresbedarf an Leuchtmitteln zur Segnung: weiße Kerzen für die Taufe, die Erstkommunion, die letzte Ölung und die Muttergottes, der jeden Samstag ein Licht angezündet wurde. Hinzu kamen Aufsteckkerzen für die Kirche oder Kapelle, schwarze Wetterkerzen, die bei Gewittern brannten, ?Pfenniglichtl?, weiße Wachstöcke für die Engelämter und den Frauendreißiger und der Hauswachsstock, der wie ein Garnknäul gewunden war.

 

Aber nicht alle Wachsstöcke, die am Lichtmesstag zum Einsatz kamen, wurden zur Segnung getragen. Die Dirn erhielt den ?Aufbettstock? für das Richten der Betten im abgelaufenen Jahr. Waren mehrere Knechte auf dem Hof, fand sie ihr Geschenk unter dem Oberbett vom Großknecht. Gar manche Magd musste jedoch mühsam im Strohsack nach ihrem Wachsstock suchen. Damit wollten ihr die Männer zu verstehen geben, dass die ?Aufbetterin? eher schlampig  gearbeitet hatte. So ein Wachsstock war ein wichtiges Instrument für die dunkle Zeit ohne elektrischen Strom. Man konnte ihn auch als eine Art Taschenlampe mit in die Kirche nehmen, wo es bei den Rorateämtern der Adventzeit noch stockdunkel war.

 

Die religiöse Bedeutung

 

Der Name des Bauernfeiertages kommt von der ?lichten Messe?, also dem morgendlichen Gottesdienst, den man erstmals bei aufgehender Sonne feiern konnte. Schließlich hatte das Tageslicht gegenüber der Wintersonnenwende an Lichtmess schon wieder um eine Stunde zugenommen. Aus religiöser Sicht geht der Maria Lichtmess auf eine jüdische Vorschrift zurück. Danach galt die Frau nach der Geburt eines Knaben 40 Tage lang als unrein. Als Reinigungsopfer hatte sie dem Priester im Tempel ein Schaf und eine Taube zu übergeben. Zudem wurde der erstgeborene Sohn als Eigentum Gottes angesehen und ihm im Tempel symbolisch dargestellt (daher der Ausdruck ?Darstellung des Herrn?). Lichtmess galt in der katholischen Kirche bis zum Vatikanischen Konzil der 1960er Jahre als das Ende der Weihnachtszeit. Noch heute bleiben daher traditionsgemäß  in vielen Gotteshäusern Krippe und Weihnachtsbaum bis Anfang Februar stehen. Heute endet der Weihnachtskreis offiziell am Fest der Erscheinung des Herren, das am Sonntag nach dem 6. Januar gefeiert wird.

 

All dieses Brauchtum zur Advent- und Weihnachtszeit kann man noch in der Sonderausstellung des Heimatmuseums nachvollziehen, die am kommenden Wochenende zu Ende geht. Besondere Beachtung verdienten natürlich die schön gearbeiteten Wachsstöcke aus dem Hause Lechner, von denen das Museum einen großen Bestand sein eigen nennt. An ihnen kann man auch Entwicklungen beobachten, von der einfach aufgewickelten Kerze, die durchaus der Beleuchtung diente bis zum mehrfach verzierten Kunstobjekt, das nur noch Zierrat ist.

 

 

 

 

 

 

Wachstöcke spielten früher an Lichtmess eine große Rolle. Hier die so genannte lange Tasche mit einer dicken roten Wachsschnur ?
? und der reich mit bunten Blumen verzierte Hausstock in Kronenform, der an Garnknäul erinnert. (Fotos: Archiv Heimatmuseum Vilsbiburg)