Moritz Karl Anton Bram von Vilsbiburg
Moritz Karl Anton Bram von Vilsbiburg und seine kurze Amtszeit als Landrichter in Osttirol
zuammengestellt von Lambert Grasmann
Ein bayerischer Landrichter genießt große Achtung in Tirol
Ein im Vilsbiburger Heimatmuseum befindliches, als Aquarell ausgeführtes Miniaturporträt zeigt im nach links gerichteten Profil einen Herrn „Bram“, der nach nun unternommenen Recherchen als Landrichter Karl Moritz Anton Bram aus Vilsbiburg identifiziert werden konnte. Bevor er sein Amt 1809 in Vilsbiburg antrat, hatte ihn die bayerische Regierung mit der nicht einfachen Aufgabe eines Landrichters im von Bayern besetzten Osttirol betraut.
Mit dem Frieden von Pressburg 1805 musste Österreich Tirol und Vorarlberg an Bayern abtreten. Wichtige Posten im Beamtenapparat wurden in den ehemaligen österreichischen Gebieten von bayerischen Beamten besetzt, wobei nicht immer alle in der Erledigung ihrer Aufgaben eine glückliche Hand bewiesen. In Bayern hatte man auf Grund der Verordnung vom 24. März 1802 die Land- und Pfleggerichte neu eingerichtet und ab 1806 in Kgl. Landgerichte umbenannt, was dann auch auf die neu hinzugekommenen Gebiete, so auch in Tirol Anwendung fand. Bayern wurde ohne Rücksicht auf die bisher bestandene Einteilung in Provinzen in ungefähr gleiche Kreise eingeteilt. Es entstanden 15 Kreise, die nach dem Vorbild der französischen Departements nach Flüssen benannt wurden. Vilsbiburg lag 1808 zunächst im Salzachkreis, ab 1810 dann im Isarkreis. Lienz in Osttirol, von dem nun die Rede sein wird, wurde dem Eisackkreis zugeteilt.
Und so trat auch der bayerische Spitzenbeamte Moritz Karl Anton Bram sein neues Amt als Landrichter in der Osttiroler Stadt Lienz an, dessen kurzer Aufenthalt dort in einem Aufsatz über „Die bayerischen Landrichter in Tirol (1806 – 1814)“ beschrieben ist.
„Nach der Besitzergreifung Tirols durch die Bayern am 1. Februar 1806 wurden die altösterreichischen Richter und Beamten größtenteils durch bayerische Beamte ersetzt. In Lienz amtierte seit 6. Jänner 1807 der Alt-Bayer Moritz Karl Anton Bram [hier Braam genannt], der vom Landgerichte Passau nach Lienz versetzt worden war. Er wurde um 1780 in Zaitzkofen bei Eggmühl in Bayern als Sohn des bayerischen Hofbeamten Karl Bram und von Franziska Romane Liebhart geboren und wird als „gar gestrenger Herr“ geschildert, der aber wegen seines Gerechtigkeitssinnes und seines Eifers für die Wohlfahrt des Volkes große Achtung in der Bevölkerung genoss. Hormayr schreibt in seiner „Geschichte Andreas Hofers“, dass im großen Grenzgerichte Lienz [Osttirol] ein allgemein beliebter Landrichter Bram amtierte, weshalb dort keine Unzufriedenheit zu spüren war. „Mehr Männer, wie dieser, und die Insurrektion [= Aufstand] wäre schwerlich gelungen(!)“.
Über seine Tätigkeit als Landrichter gab Bram selber Einblick. ?Am 19. Juni 1807 schreibt Bram an den Kreishauptmann Johann Baptist von Hofstetten, dass er durch Zollbeamte die Gegend bereisen ließ, um über militärische Bewegungen der österreichischen Truppen informiert zu werden. Am 10. September 1807 meldet Bram an Hofstetten, dass der Dekan Alderik von Jäger (geb. 1746 Innichen, gest. 1819 Bozen) anfange, schlechte Streiche zu spielen. Er sprenge das Gerücht aus, dass er resignieren wolle wegen der Schikanen. Er bekomme immer Befehle, die er nicht ausführen könne, und müsse daher fürchten, gefesselt nach Innsbruck geführt zu werden, deshalb wolle er früher abtreten. Diese Reden des Dekans hätten im Volke großes Aufsehen erregt. Jäger gehöre zur gefährlichen Klasse der Opposition, die er aus „verkehrtem Herzen“ treibe.“
In einem anderen Schreiben vom 23. Jänner 1809 berichtet Bram selbst, ?dass alle Gemeindevorsteher des Bezirkes Lienz ihre Stellen zurück legen [zurücktreten] wollen, weil sie von den Gemeindeangehörigen wegen ihres bisherigen Gehorsams gegen die bayerische Regierung mit Vorwürfen überhäuft werden. Ein Teil der Bevölkerung veranstalte Wallfahrten, um für Österreich zu beten. Im März 1809 sollte Bram im Auftrag des bayerischen Kreisamtes von Lienz bis Klagenfurt eine Spionage organisieren, doch lehnte diese Bram ab. Als am Sonntag, den 9. April 1809, Feldmarschallleutnant Marquis Chasteler und der Intendant I. I. Freiherr von Hormayr mit dem österreichischen Militär in Lienz einzogen, erkundigte sich Hormayr nach dem Verhalten der Lienzer Beamten. Die Lienzer Bürger und Bauern erklärten, sie hätten nur einen Wunsch, man möge ihnen den wackeren bayerischen Landrichter Bram belassen. Darauf nahm Hormayr Bram den Eid auf den österreichischen Kaiser ab und sagte: ?Zwar sind sie ein Bayer, aber ich habe mich von ihrer rechtschaffenen Denkensart überzeugt und wünsche, mich auch von den übrigen Beamten so überzeugen zu können.? Dieses Lob aus dem Mund des österreichischen Kommissars hatte aber für Bram unangenehme Folgen. Ein bayerischer Beamter, der die Rede Hormayrs anhörte, denunzierte Bram bei der Regierung in München als ?zweideutigen Menschen?.
Noch einmal findet Landrichter Bram besondere Erwähnung. ?Am 3. August 1809 rückte der französische General Johann Baptist Rusca mit Truppen in Lienz ein. Sofort begab sich Bram zu ihm und bat ihn um Schonung der Stadt, die der General nach einigem Zögern zusagte. Er übergab dem General 100 Doppeldukaten für die Schonung der Stadt Lienz. Wegen Verpflegungsschwierigkeiten verließ Rusca aber schon am 10. August die Stadt. In seinem Gefolge nahm er den Lienzer Gerichtsassessor Kaspar von Ottenthal (geb. 1780 in Taufers, gest. 1855 in Innsbruck), Landrichter Bram und dessen Familie mit. Bram musste den General bis Greifenburg begleiten. ? Im Jahre 1810 wirkte bereits Kajetan Maier als Landrichter in Lienz.?
Soweit der Kurzbericht über die Dienstzeit von Landrichter Bram in Lienz in Osttirol. Definitiv befindet sich Bram am 7. November 1809 in Vilsbiburg, wo er seinem Assessor Ottenthal ein Zeugnis ausstellte. Die Ernennung zum Landrichter von Vilsbiburg wurde am 27. September 1809 im Königlich Bayerischen Regierungsblatt (67. Stück, Seite 1570) publiziert. Bram wird dort als ?vormaliger Landrichter von Lienz im Eisackkreise? bezeichnet und mit seinem Vornamen Anton genannt. Die Stelle in Vilsbiburg war mit dem Tod des bisherigen Landrichters Nepomuk Freiherr von Pechmann vakant geworden.
Noch ein paar persönliche Daten des Landrichters: Bram war mit der Metzgerstochter Theresia Pangerl aus Stadt am Hof verheiratet, die jedoch am 5. November 1811 im Alter von nur 32 Jahren starb. Mit seiner zweiter Frau Xaveria Fuchs, einer Staatschulden-Tilgungskassiers-Tochter aus München hatte er zwölf Kinder. Bram ist dann in Vilsbiburg bis 1847 nachweisbar. Er war Träger des Ordens vom Heiligen Michael. Ob und wann er hier in Vilsbiburg starb ist nicht bekannt.1849 folgt ihm Landrichter Schöninger nach.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts bestimmte Napoleon das politische und kriegerische Geschehen in Europa. In vier so genannten Koalitionskriegen wehrten sich wechselnde Verbündete gegen das revolutionäre sowie das unter der Herrschaft Napoleons stehende Frankreich.
Zunächst verbündeten sich Frankreich, Österreich und England im zweiten Koalitionskrieg kamen Russland, Neapel und die Türkei dazu. Am 26. Dezember 1805 beendeten Frankreich und Österreich den dritten Koalitionskrieg mit dem Frieden von Pressburg. Die von Frankreich diktierten Friedensbedingungen zwangen Österreich unter anderem zur Abtretung von Tirol, Vorarlberg und die Fürstbistümer Eichstätt, Brixen mit Trient und Passau an das neu geschaffene Königreich Bayern. Der Krieg Frankreichs gegen Preußen (mit Russland verbündet) zwischen 1806/1807 endete mit dem Frieden von Tilsit. Mit ihm schien Napoleon sein Ziel der kontinentalen Hegemonie erreicht zu haben.
Seit 1807 greifen die staatspolitischen Reformen der Reichsfreiherrn vom Stein in Preußen: Aufhebung der Erbuntertänigkeit, Aufhebung der ständische Gliederung, Selbstverwaltung der Städte, Neuordnung der Staatsverwaltung. (Red. Vilsbiburger Zeitung 10.4.2009).
von Granichstaedten-Czerva, Rudolf, in: Österreichisches Familienarchiv, Band 2, Hrsg. Gerhard Geßner, Neustadt an der Aisch 1963, S. 239/240.