Zum 70. Geburtstag von Lambert Grasmann
Zum 70. Geburtstag von Lambert Grasmann
Festschrift für Lambert Grasmann: Laudatio Dr. Martin Ortmeier
Vilsbiburg, den 18. August 2007
Laudatio
Ich sehe Kolleginnen und Kollegen, die mir seit Jahren, seit Jahrzehnten bekannt und vertraut sind, ich sehe Mitglieder des Heimatvereins, die in drei Sommerkampagnen auf dem Hafnerhof des Freilichtmuseums Massing in Kleinbettenrain, der „Girgnmasölde“, gegraben, gewaschen, sortiert und beschriftet haben, ich sehe Herrn und Frau Grasmann, vedo con molto piacere amici friulani, ich sehe Vilsbiburger Bürgerinnen und Bürger, die mir schon mehrmals bei Veranstaltungen in diesem Haus begegnet sind, ich sehe alte und junge Menschen – und ich freue mich, dass ich dabei sein darf, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Dass mit heute erlaubt ist, Ihnen ein Buch vorzustellen, das zur Würdigung der Lebensleistung Lambert Grasmanns verlegt wurde, ist mir eine große Ehre. Aber ich will systematisch vorgehen.
Erstens,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
erstens habe ich eine „sakrische Freud“ an dieser Veranstaltung,
zweitens werde ich in meinen folgenden Worten keinen Superlativ verwenden. Denn das Größte, das Beste, das Teuerste, das „Kleinste“ und das Feinste ist nicht die Welt des Lambert Grasmann. Er ist ein Mensch des Komparativs: geduldiger, ausdauernder, sorgfältiger, gründlicher, bescheidener und vor allem, er ist ein Mensch des – das lassen wir der Einfachheit halber hier mit beim Komparativ stehen, er ist ein Mensch des Miteinander.
Drittens: Wenn wir heute hier auseinander gehen, dann wird ein jeder seine Erinnerungen mit nach Hause nehmen. Diese Erinnerungen sind, wie dies so ihre Natur ist, vergänglich. Bleiben wird auf lange Dauer ein Buch, das wir heute vorstellen wollen, eine Festschrift zum 70. Geburtstag Lambert Grasmanns. „Zwischen Milchweidling und Stichbogen“ lautet der Titel dieses Buchs, mit mehr als 200 Seiten ist es ein umfänglicher Band. In der Reihe der Vilsbiburger Museumsschriften, die Lambert Grasmann mitbegründet hat, trägt diese Festschrift die Nummer 9.
Diese Geburtstagsfestschrift, die wir heute an Lambert Grasmann übergeben werden, ist keine akademische Pflichtübung, sondern eine freudige Gemeinschaftsarbeit seiner Kolleginnen und Kollegen aus der Volks- und Landeskunde, der Regionalgeschichte, der Museums- und Heimatpflege. Für einen jeden, der von den Herausgebern angefragt wurde, ob er einen Beitrag zu dem Buch leisten wolle, ist es nicht allein eine Freude dabei zu sein, es ist auch eine Ehre.
Lassen Sie mich die Autoren Revue passieren.
Wie könnte es anders sein, als dass aus dem Kreis der Keramikforscher Dr. Werner Endres, Ludwig Albrecht und Rudolf Hammel dabei sind. Alle drei zählen zu den Pionieren der Erforschung der Kröninger, der Peterskirchener und der Zeller Hafnerei. Auch in diesem Buch schreiben sie weiter an der Geschichte dieser bedeutenden Industrie: „Von den Schüssel- und Kraxnträgern bei den Hafnern im Rottal“ heißt der Beitrag Ludwig Albrechts, „Die gemeinsame Oberherrschaft im Früh- und Hochmittelalter über die ‚Hafner im Kröning’ und die ‚Hafner in der Zell’“ ist der Aufsatz Rudolf Hammels überschrieben.
Ein Fernstehender mag meinen, hier übten ein paar heimatpflegende Liebhaber ihr Hobby. Er kann zwei Wege wählen, seine Meinung zu korrigieren: entweder er liest die Beiträge, oder er schaut sich im Anhang die Autorenliste an. In dieser Liste finden sich in zureichender Zahl – wir fassen das wohl mit Fug und Recht als Ausweis der durchgängigen Fachlichkeit des Buches auf, dort finden sich Universitätsprofessorinnen und -professoren: Prof. Dr. Bärbel Kerkhoff-Hader vom Institut für Europäische Ethnologie der Universität Bamberg hat über den „Töpfermarkt im Schloßhof zu Thurnau“ geschrieben, Prof. Dr. Walter Hartinger, Emeritus der Universität Passau verdanken wir einen Beitrag mit dem Titel „Feuersnot–Feuerschutz. Die Zeit vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehren“. Auch Prof. Dr. Ingolf Bauer, Leiter des Instituts für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, hat zu unserem Buch beigetragen.
Mit diesem Keramikforscher und herausragenden Museumsfachmann Ingolf Bauer, der im August 2006 früh verstorben ist, sind zwei weitere nicht mehr lebende Weggefährten Lambert Grasmanns in unsere Erinnerung gerufen: Dipl.-Ing. Paul Stieber, der zu den Begründern einer nicht allein ästhetischen, sondern wissenschaftlichen Hafnerkeramikforschung zählt, und Dr. Fritz Markmiller, Kreisheimatpfleger und Museumsleiter in Dingolfing. Wir können sicher sein, dass sie zu dieser Festschrift beigetragen hätten, wenn es ihnen vergönnt gewesen wäre.
Historische Sachverhalte werden neben der schulischen und akademischen Lehre und neben didaktischen und wissenschaftlichen Schriften anhand von geschichtsträchtigen Dingen im Museum vermittelt. Mit dem Heimatmuseum Vilsbiburg trägt Lambert Grasmann zu diesem Weg der Vermittlung in der Region wesentlich bei.
Das würdigt sein Kollege aus dem Freilichtmuseum Massing mit einen reich bebilderten Beitrag über „Die Seilerei Eder in Pfarrkirchen“. Damit wird auch auf das umfassende Interesse Grasmanns an der Geschichte des traditionellen Handwerks hingewiesen. Grasmann hat sich nie allein auf das Hafnerhandwerk kapriziert. Die Bibliographie führt u.a. Veröffentlichungen Grasmanns über die Bildhauer und Maurermeisterfamilie Wagner aus Landau und Vilsbiburg (1974), über die Rotgerber (1988), die Stricker (1990 und über den Kirchenmaler Frater Max Schmalzl (2000) auf. Für die Darstellung im Museum hat er Brauer, Wachszieher, Metzger und viele andere Handwerke, außerdem den lokalen Einzelhandel und weitere Beispiele des Vilsbiburger Gewerbes aufgearbeitet.
Einige der Autoren haben seit vielen Jahren von Amts wegen mit dem Kreisheimatpfleger und Museumsleiter Lambert Grasmann zu tun. Es würde mich schon stark wundern, wenn auch nur einer seinen Beitrag „von Amts wegen“ oder gar während der Dienstzeit verfasst hätte.
Thomas Sperling vom Bayerischen Geologischen Landesamt hat „Die Tonvorkommen im Kröning und an der Bina im niederbayerischen Tertiärhügelland“ beschrieben, Dr. Ludwig Kreiner, Kreisarchäologe des Landkreises Dingolfing-Landau, behandelt einen vorwiegend keramischen Fundkomplex auf dem „’Pfarrerberg’ in Unterframmering, Gde. Landau“, Dr. Albrecht A. Gribl, der für das Heimatmuseum Vilsbiburg zuständige Referent der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen, würdigt eben dieses Museum, in dem wir auch heute wieder zu einer Feier beisammen sind, mit einem Beitrag unter dem Titel „Von der Ortssammlung zum Schwerpunktmuseum Vilsbiburg – ein niederbayerisches Heimatmuseum“. Dipl.-Ing. Bernhard Herrmann vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege hat einen Aufsatz über die „Bäuerliche Denkmalpflege im Landkreis Landshut“ verfasst. Er nennt seinen Beitrag zurückhaltend einen „Werkstattbericht“, er ist aber vielmehr eine Darstellung des Status von Forschung, Dokumentation und Pflege in diesem politischen Raum. Gerhard Tausche, Leiter des Stadtarchivs Landshut und 1. Vorsitzender des Historischen Vereins für Niederbayern, behandelt „Die Residenzstädte des Herzogtums Bayern-Landshut Burghausen und Landshut“. Zu den Amtspersonen ist in diesem Fall auch Peter Käser zu zählen, der als Mitglied des Beirats des Heimatvereins Vilsbiburg an Hand der Quellen ein Vilsbiburger Thema ausführt, „Flatach und Riglstein – Die Ziegelei der Vilsbiburger Pfarrkirche“.
Dr. Pierluigi Calligaro, dessen Vater Domenico vor einhundert Jahren fast ein ganzer Vilsbiburger geworden wäre, hat aus der friulanischen Partnerstadt Buja einige Beiträge besorgt, Pater Herbert Müller SDB, Wallfahrtsdirektor von Maria Hilf in Vilsbiburg, hat sie aus dem Italienischen übersetzt.
Elena Lizzi, die Kulturreferentin Bujas würdigt Lambert Grasmanns Initiative für die Städtepartnerschaft Vilsbiburg-Buja, Valentina Piccinno behandelt in ihrem Beitrag die Tradition des Ziegelbrennens, welche Buja und Vilsbiburg seit 150 Jahren verbindet. Christina Degano, die selbst aus einer Zieglerfamilie stammt, hat in den Jahren 1997 und 1999 als Schülerin in Aufsätzen technische und soziale Aspekte des Ziegelpatschens und Ziegelbrennens beschrieben. Vielleicht wächst in dieser inzwischen wohl jungen Frau eine heimatkundlich aktive Person nach, welche die Reihen von uns zum Teil schon recht in die Jahre gekommen Autoren verjüngen kann.
Zahl und Vielfalt der Beiträge zu dieser Festschrift ist beeindruckend. So gern jeder seinen Beitrag geleistet hat, er hätte das nicht tun können und er fände seine Arbeit nicht in diesem Buch zusammengefasst, wenn nicht jemand Initiative zu dieser Festschrift und zur Herausgabe des Buches übernommen hätte. Dies sind der Vorsitzende des Heimatvereins Vilsbiburg Peter Barteit und die Archäologin Dr. Cornelia Renner. Als einer der Autoren, dem die Freude des Mitmachens von diesen beiden eröffnet wurde, danke ich ihnen sehr herzlich für ihre Mühe.
Dr. Cornelia Renner, einer der wertvollsten „Funde“, die der Heimatverein in der jüngeren Zeit hat einholen können, hat zudem die Bibliographie des Gewürdigten zusammengestellt. 58 Positionen zu den verschiedenen Fachbereichen der Heimatkunde, in denen Grasmann forschend und schreibend tätig war, führt sie auf, der Zeitraum umfasst die Jahre 1974 bis 2006.
Die Veröffentlichungen zur Keramikforschung hat Dr. Werner Endres in seinem Aufsatz „Bert Grasmann und seine Beiträge zur bay[e]rischen Keramikforschung“ unter der Teilüberschrift „Keramische Bibliographie“ zusammengestellt, das sind noch einmal 47 Positionen zwischen 1974 und 2005.
Peter Barteit hat in einem Leitbeitrag unter dem Titel „Ein Glücksfall von A bis Z“ die Fachbiographie Lambert Grasmanns vorgestellt.
In einem „Geleitwort“ hat der Erste Bürgermeister des Stadt Vilsbiburg, Helmut Haider, zum Ausdruck gebracht, dass die jahrzehntelange herausragende Leistung Lambert Grasmanns auch von kommunalpolitischer Seite gesehen und anerkannt wird. Ingolf Bauer und Albrecht Griebl weisen unabhängig voneinander darauf hin, das die Außenwahrnehmung und die Wertschätzung der Stadt Vilsbiburg maßgeblich und vorrangig vom Heimatmuseum geprägt ist.
Es wäre jetzt Aufgabe des Laudators, nach der Vorstellung des Buches nun den Gewürdigten als Person und im Umfang seiner öffentlichen Tätigkeit vorzustellen. Aber ich würde Ihnen dadurch das Vergnügen der Lektüre eines der schönsten Beiträge des Buches rauben: Peter Barteits „Ein Glücksfall von A bis Z“.
Neben Anekdoten, die ich Ihnen auf jeden Fall vorenthalten will, bietet uns der Autor als jahrzehntelanger Mitstreiter einen Überblick über Lambert Grasmanns Leben als Heimat-, Denkmal- und Archivpfleger, als Museumsleiter, als Regionalgeschichts- und Hafnerkeramikforscher: von den Begriffen „Archivpflege“ bis „Ziegelbrenner“. Dass da auch ein paar schöne alte Photos aus der Geschichte des Heimatvereins und des Heimatmuseums eingestreut sind, versteht sich von selbst.
Drei Autoren, die ich oben schon genannt habe, widmen sich in ihren Beiträgen vorrangig der Person und den kulturellen Leistungen Lambert Grasmanns.
Dr. Werner Endres, Doyen der modernen historischen Hafnerkeramikforschung, würdigt Grasmann unter der Überschrift „Bert Grasmann und seine Beiträge zur bay[e]rischen Keramikforschung“. Werner Endres hebt aus der Fülle der Veröffentlichungen die wegweisenden heraus, er erleichtert dadurch einem Neueinsteiger in das Thema die Arbeit. Eine umfassende Bibliographie der Grasmann’schen Veröffentlichungen zur Keramik ergänzt den kommentierten Teil. Endres stellt zudem diese Arbeiten in den zeitlichen Ablauf der Hafnerkeramikforschung seit 1974, denn nur so ist verständlich, warum ein Bericht über die Bergung einer Bruchgrube in Hundspoint oder Kleinbettenrain so bedeutsam ist. Wie wichtig als Veröffentlichungsorte Fritz Markmillers Zeitschrift „Der Storchenturm“ und anschließend Grasmanns „Vilsbiburger Museumsschriften“ sind, fällt allein schon im Überfliegen der Listen ins Auge.
Die wegweisende Tätigkeit Grasmanns und seiner ehrenamtlichen Kollegen formuliert Endres ganz lapidar: „Zu jenen Zeiten“, er schreibt von den Bergungen der Bruchgruben in Kleinbettenrain, „ wurden von der ‚Amtsarchäologie’ überhaupt keine so jungen Keramiken geborgen und wissenschaftlich bearbeitet“ (S. 23).
Die heimatpflegerische Arbeit Lambert Grasmanns sei nicht gering geschätzt, überregionale und überzeitliche Beachtung aber verdienen seine Erfolge in der Keramikgeschichtsforschung und im Aufbau des Vilsbiburger Heimatmuseums. Ingolf Bauer würdigt in seinem Beitrag „Ein Vilsbiburger schreibt Keramikgeschichte“ Grasmanns Betätigungsfeld Hafnerkeramikforschung, Albrecht Gribl legt in seinem Beitrag „Von der Ortssammlung zum Schwerpunktmuseum Vilsbiburg“ das Betätigungsfeld Museum dar. Beide Aufsätze, die ja jeder einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren übergreifen, will ich hier nicht referieren, es ist jeder für sich eine Laudatio auf ein Forscherleben, das leicht für zwei Jubilare reichen würde.
Ich will mich hier damit begnügen, ein paar Sätze zu zitieren, die Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, zur eigenen Lektüre der Festschrift veranlassen können.
„Ohne Lambert Grasmann und seine Mitstreiter am Vilsbiburger Heimatmuseum gäbe es die (…) weit über Museums- und Sammlerkreise hinausreichende Beachtung (dieser Institution) nicht“ (S. 30), schreibt Ingolf Bauer. Und weiter: „Im Geben und Nehmen sehe ich das solide Fundament unserer wissenschaftlichen Beziehung, wobei nach meiner Erinnerung ich wohl mehr der nehmende Teil war“ (31). In dieser bescheidenen Aussage eines der profiliertesten Keramikforscher und Museumskundler Bayerns tritt uns Ingolf Bauer auch selbst lebhaft in Erinnerung, den wir hier im Museum im Oktober 2005 bei der Eröffnung der Abteilung „Ziegelpatscher und Ziegelbrenner“ wenige Monate vor seinem Tod als Referent noch einmal erleben durften.
Ingolf Bauer weist in seinem Beitrag auch hin auf Grasmanns Initiative, die 2001 zur Städtepartnerschaft Vilsbiburg-Buja geführt hat, er erinnert an Fritz Markmiller, in dem „Lambert Grasmann den kongenialen Partner (gefunden hat), um Archivquellen zu nutzen oder die Kenntnisse der Geschichtswissenschaft einzusetzen“, er erinnert an den Gründer des Internationalen Hafner-Symposions Paul Stieber, und er schließt mit den Worten „Es gibt im deutschen Sprachraum wohl keine Hafnerlandschaft, die bisher in derart umfassender Weise bearbeitet wurde. Hintergrund für diese Leistung ist keine aufwendige Institution, sondern Fleiß und Beharrlichkeit“ (S. 34).
Bevor ich mich der Würdigung zuwende, die Albrecht Gribl dem Museumsmacher Lambert Grasmann in seinem Beitrag zuteil werden lässt, will ich noch ein kurzes Zitat von friulanischer Seite einflechten.
Elena Lizzi schreibt: „Dall’attività del Sig. Grasmann ebbe origine un nuovo flusso di visite tra gli abitanti di Buja e di Vilsbiburg, che oggi sono parte integrante della vita associativa e culturale e che ormai coinvolgono tutti gli strati sociali delle nostre comunità. (…) Presenziamo con grande partecipazione a questo atto di riconoscenza al Sig. Lambert Grasmann come storico, come dirigente di ente pubblico, ma soprattutto come persona, per le sue doti umane e professionali che abbiamo avuto l’onore di conoscere ed apprezzare” (S. 59).
Io vorrei aggiungere, cari amici friulani, che sono molto lieto di rivedere anche Voi oggi qui a Vilsbiburg.
Elena Lizzi hat ihren kurzen Beitrag unter den schönen Titel gestellt: “Cercando fatti storici … trovò una comunità gemella!“ – „Ich habe nach historischen Fakten gesucht … und fand eine Partnerstadt“.
Albrecht Gribl referiert die Entwicklung des Vilsbiburger Heimatmuseums im Spiegel der Geschichte bayerischer Kommunalmuseen. Er erinnert an den Neuanfang nach Jahren der Stagnation im Jahr 1970 und die Übernahme der Museumsleitung durch Lambert Grasmann im Jahr 1973.
Vor allem aber würdigt er die Erweiterung und schrittweise Neueinrichtung des Museums in den Jahren 1995 bis 2005, die er beratend begleitet hat und deshalb aus eigenem Miterleben kennt: „Die gut 10 Jahre dauernde Neuaufstellung konnte 2005 mit der Eröffnung der Abteilung ‚Ziegelpatscher und Ziegelbrenner im Vilsbiburger Land’ zum Abschluss gebracht werden. In Ergänzung und Fortführung des Schwerpunktthemas Lehm und Ton sind die Produkte und eine Dokumentation zu den hier um 1900 tätigen Friaulaner Ziegelarbeitern zu sehen. Ein großes, langwieriges Werk war vollendet, an welchem Lambert Grasmann namhaften Anteil hatte“ (S. 153).
Lassen Sie mich mit einer persönlichen Erinnerung schließen, meine sehr geehrten Damen und Herren! Es war, soweit ich mich erinnere, im Herbst 1987, dass ich auf Einladung von Fritz Markmiller als junger Museumsleiter an der in Landshut stattfindenden Vorstellung der Festschrift für Bezirksheimatpfleger Dr. Hans Bleibrunner zu dessen 60. Geburtstag teilnehmen durfte.
Die Offenheit und Herzlichkeit der Aufnahme in den Kreis der Heimatforscher um Markmiller und Bleibrunner, vor allem durch Lambert Grasmann und seine Frau, sind mir unvergesslich – und sind mir seitdem Maßstab für mein eigenes Verhalten jungen Kolleginnen und Kollegen gegenüber.
Das mag vielen als selbstverständlich erscheinen, Herrn und Frau Grasmann zuvorderst, das ist es aber nicht. Ich hatte daran gedacht, Ihnen ein drastisches Gegenbeispiel aus ebenso eigener Erfahrung vorzutragen. Das habe ich aber verworfen, denn dieser heutige Tag ist mir zu wertvoll. Jedenfalls, ich erkannte damals, wie wirkliche Stärke und Größe einer Person sich äußern. Lambert Grasmann ist, das weiß ich seitdem, eine starke, ein große Person. Ich bin stolz, dass ich nicht allein zu den Geburtstagsfestschriften für Hans Bleibrunner und Fritz Markmiller beitragen durfte, sondern nun auch zu dieser Festschrift für Lambert Grasmann.
Lieber Herr Grasmann, alles Gute zu Ihrem 70. Geburtstag!
Zur Feier des 70. Geburtstages von Lambert Grasmann,
Leiter des Heimatmuseums Vilsbiburg,
am 18. August 2007 im Heimatmuseum
von Josef Billinger, Altbürgermeister und Ehrenmitglied des Heimatvereins
Sehr verehrte Damen und Herren, lieber Bert, (denn für uns ist er nicht der Lambert, sondern der Bert!)
Besucher von auswärts, interessierte Laien und fachkundige Museumsleute, die zum ersten Mal in dieses Haus kommen, setzt es immer wieder in Erstaunen mit welcher Qualität und Vielfalt an Ausstellungsgegenständen, an Darbietung und großem Umfang dieses Museum aufwarten kann. Dies erst recht, wenn sie erfahren, dass es in seiner Grundkonzeption schon anfangs der 70iger Jahre des letzten Jahrhunderts realisiert wurde. Geschaffen vom Heimatverein, zusammen mit der vor der Gemeindereform noch kleinen Stadt Vilsbiburg mit gut 7000 Einwohnern, die damals von der Wirtschafts- und Finanzkraft her im unteren Teil der Skala zu finden war.
Wie kam das zustande, wer hat dieses für die große Museumswelt kleine, für einen ländlichen Bereich jedoch große Wunder vollbracht?
Ich will versuchen eine Antwort darauf in gedrängter Form zu geben. Wir kennen alle den Ausspruch "Der Erfolg hat viele Väter …" Ganz am Anfang dieses Erfolges – wir sitzen ja mittendrin – gab es Urgroßväter und Großväter. Die Namen Pfarrer Spirkner, Carl Zollner und Gustav Laube sind hier beispielhaft zu erwähnen.
Seit 1967 gibt es eine Seele des Vereins und – viele gute Geister!
Die Seele: Bert Grasmann!
Die guten Geister: Seine Mitarbeiter und Helfer
von Anfang an und alle die im Laufe der Jahre dazugekommen sind, die Stadträte von Vilsbiburg, die Berater und Ideengeber, die Akteure der Veranstaltungen, die treuen und immer zahlreicher werdenden Mitglieder des Heimatvereins, die Stifter von Sach- und Geldspenden und schließlich die vielen, vielen Besucher seit der Eröffnung des Heimatmuseums in diesen Räumen am 20./21. Oktober 1973, die ihr Interesse bewiesen und mit freudiger und oft staunender Anerkennung ihren Dank zum Ausdruck brachten. Darüber dürfen wir die Frauen der Museumsmitarbeiter nicht vergessen, die ihre Männer ohne Murren zu den wöchentlichen Arbeitstreffen ziehen lassen, wenngleich es kurz vor Eröffnungsterminen auch mal so richtig stressig wird. Lauter real existierende gute Geister also.
Bert Grasmann rief sie zwar, aber ganz im Gegensatz zum Zauberlehrling will er sie nicht mehr loswerden!
Die Seele: Sie scheint zum ersten Mal auf – diese Formulierung haben wir von unserem Museumsleiter in seinen Vorträgen des Öfteren gehört -sie scheint auf im ersten Rundschreiben des Heimatvereins an seine Mitglieder im April 1968. Darin wird berichtet von der Versammlung am 2.12.67, in der eine neue Vorstandschaft gewählt wurde, die das Wiedererwachen des bis dahin nicht ganz schlummernden aber auch nicht ganz wachen Vereins bewirken sollte.
An dieser Stelle beim Verfassen meines Beitrages angelangt, habe ich überlegt ob ich beim Zitieren neben dem Namen der heute ja im Mittelpunkt steht, noch andere nennen soll. Ich meine ja. Ich denke, bei Bert und den anwesenden Vilsbiburgern, soweit sie die 5 oder höher vor ihren Lebensjahren stehen haben, werden diese Namen Erinnerungen wachrufen, Ich zitiere also auszugsweise:
"Dieses Rundschreiben stellt einen Teil unserer Bemühungen dar, dem Heimatverein wieder zu einem kräftigeren Leben zu verhelfen. Diese Absicht war auch Hauptthema der Vorstandschaftsbesprechung am 17.3.68. Wir dürfen die am 2.12.67 neu gewählte Vorstandschaft in Erinnerung bringen:
1.Vorsitzender Josef Billinger
2." Ludwig Grünberger
Kassier Frau Ida Bergmann Schriftführer Josef Limmer
Museumswart Franz Wurm
Beisitzer Karl Brandstetter
Dr.Helmut Dotterweich
Horst Boenisch
Simon Häglsperger
Wichtigster Punkt war die künftige Gestaltung des Heimatmuseums im alten Spitalgebäude in Vilsbiburg.
Das Heimatmuseum soll im Laufe der nächsten Wochen fotografisch inventarisiert werden, anschließend wird insbesondere das Depot gesichtet und geordnet. Dieser Aufgabe werden sich besonders annehmen, die Herren Grünberger, Wurm, Häglsperger, im Verein mit den jüngeren Mitgliedern Herrn Grasmann, Barteit und Grötzinger, eventuell sollen weitere jüngere Mitglieder dafür gewonnen werden. .. Der Heimatverein wird im Laufe der nächsten Monate der Stadt Vilsbiburg eine Gesamtkonzeption des Heimatmuseums vorlegen." Zitatende Von da an ging’s bergauf.
Die Erwartungen an die "jüngeren Mitglieder" wurden nicht nur erfüllt, sie wurden weit übertroffen, zumal sich ihre Zahl deutlich erhöhte. Das Gesamtkonzept wurde erarbeitet, wobei der Kernpunkt war, das gesamte zweite Stockwerk für Museumszwecke nutzbar zu machen. Der zweite Stock, das ist der Raum in dem wir uns jetzt befinden. Sie müssen sich das so vorstellen: Quer- und Längsmauern bildeten eine Zimmerflucht für die vormaligen Insassen des Hl. Geist Spitals, das immerhin in Vilsbiburg auf eine 500jährige Tradition zurückblickt. In jedem Zimmer sorgte eine Dachgaube für Tageslicht und Luft. Das Spital wurde in den 50er Jahren in das frühere städtische Krankenhaus in der Oberen Stadt verlegt. Heute ist dort das Geschäftshaus Pannermayr. Das Mauerwerk musste entfernt, ein neues Dach aufgebracht, die Beleuchtung und vieles andere neu geschaffen werden, ein zeit- und arbeits-aufwändiges Unternehmen und für die finanziellen Verhältnisse der Stadt schon eine beträchtliche Belastung. Dafür musste also der Stadtrat erst einmal gewonnen werden.
Der Vorsitzende des Heimatvereins
amtierte damals in Personalunion auch als erster Bürgermeisters. Es gelang ihm den Stadtrat von der Notwendigkeit der Maßnahme zu überzeugen und die Finanzierung sicherzustellen. Ich muss hier einfügen, dass sehr viele Arbeiten vom städtischen Bauhof ausgeführt wurden. Weil das großenteils nur im Winter möglich war, ergab sich eine lange Umbauzeit. Sogar die Ausstellungsvitrinen wurden in der Bauhofschreinerei angefertigt. Im Rundschreiben Nr. 2 des Heimatvereins vom April 1973 wurde dazu ausgeführt: "Dem Interesse der Stadt und der Aufgeschlossenheit des Stadtrates ist es zu verdanken, daß die fast 2 Jahre dauernden Instandsetzungsarbeiten und Veränderungen im Museumsgebäude heuer abgeschlossen werden können. Die Umquartierung und Neuaufstellung des Museumsgutes übernimmt
eine Gruppe jüngerer Mitglieder des Vereins, wobei gesagt werden muss, dass nur durch die Energie und Ausdauer dieses Kreises das Projekt "Heimatmuseum" überhaupt erst in Angriff genommen werden konnte." Zitatende.
Genau das war das überzeugendste Argument für den Stadtrat. Daß es diese Gruppe junger Bürger in unserer Stadt gab, die schon einige Jahre lang regelmäßig so manche Stunde ihrer Freizeit im Museum damit verbrachte in prakt-tischer Arbeit "die natürliche und geschichtlich gewordene Eigenart der
Heimat zu schützen und zu pflegen, die Allgemeinheit über Inhalt und Wert der Heimatkultur zu unterrichten und zur lebendigen Weiterentwicklung dieses Erbes anzuregen". Das war jetzt ein Zitat aus der Satzung des Heimatvereins über den Vereinszweck.
Seit der Wiederbelebung des Vereins hat diese Gruppe gemeinsam mit älteren Ausschussmitgliedern eine beachtliche Anzahl volksmusikalischer Abende, kultureller Heimatfahrten, Ausstellungen im Museum und Vorträge durchgeführt. Respektable Teilnehmerzahlen und eine große Anzahl gestifteter musealer Gegenstände waren die Beweise für die Akzeptanz in der Bevölkerung. Die Tätigkeit des Vereins mehrte das Ansehen der Stadt und trug unbestreitbar dazu bei, sie lebens- und liebenswerter zu gestalten. Die Zustimmung des Stadtrates zur Vergrößerung des Museums trotz vieler anderer drängender Projekte war also Anerkennung der bis dahin sichtbaren Erfolge und Dank für die geleistete Arbeit.
Das Vertrauen der Stadträte und die darauf geleistete finanzielle Investition sollten sich reich lohnen.
Seit Februar 1973 war Bert Grasmann auch offiziell Museumsleiter und Peter Barteit 2. Vorsitzender. Er war es auch, der den beruflich stark beanspruchten 1. Vorsitzenden in der Vereinsarbeit praktisch ersetzte. Mit der Einweihung des erweiterten Museums am 20.und 21. Oktober 1973 wurde ein neuer Abschnitt der Vereinsgeschichte eröffnet. Von nun an ging’s steil bergauf.
Ich zitiere ein letztes Mal aus einem Rundschreiben, es war die Nr.3 vom April 1974:
"Ob der 20. und 21. Oktober 1973 in die Geschichte der Stadt Vilsbiburg eingehen wird, werden unsere Nachkommen entscheiden. Fest steht, dass die Wiedereröffnung des Heimatmuseums das herausragende Ereignis des vergangenen Vereinsjahres war. Der Volksmusik-Hoagarten am Vorabend lockte nahezu 600 Zuhörer in die Aula der Hauptschule.
Nach einem Ständchen des Musikvereins Vilsbiburg, dem sich ein ökumenischer Gottesdienst in der Heilig-Geist-Spitalkirche anschloss, folgte der offizielle Eröffnungsakt mit der Festansprache von Dr. Georg Spitzlberger. Geradezu überwältigend war der Andrang der interessierten Bevölkerung, die sich am "Tag der offenen Tür" einen ersten Eindruck von dem wiedereröffneten Heimatmuseum verschaffte. Man zählte innerhalb von 4 Stunden ca 1 800 Besucher. " Zitatende
Die Seele des Bert Grasmann jubelte und mit ihm freuten sich seine "guten Geister"!
Und es gab eine Steigerung: Die Wiedereröffnung des generalsanierten Heimatmuseums am Samstag, den 20. April 2002! Und 3000 Besucher im Jahr 2002!
Die Ehrenbürgerschaft der Stadt Vilsbiburg wurde Lambert Grasmann 2003 verliehen. Sie ist eine öffentliche Anerkennung der Premiumklasse und bezieht in gewisser Weise seine Museumsmitarbeiter mit ein. Im Hoheitsbereich der Stadt gibt es dafür keine Steigerung mehr. Ich wage die Behauptung, es gibt sie doch!
Sie besteht in unserer aller Achtung und hohen Wertschätzung des Menschen
Lambert Grasmann als einer großen Persönlichkeit!
Sie besteht in der dankbaren und neidlosen Anerkennung all dessen, was Du
als Seele des Heimatvereins und Museums für die Gewinnung und den
Zusammenhalt Deiner Mitarbeiter und Freunde, für die Heimatforschung
geleistet hast!
Als Bürger meiner Heimatstadt und da bin ich mir der Zustimmung aller
Vilsbiburger sicher, die Dich und Deine Arbeit kennen, erlaube ich mir zu
sagen:
Du hast Dich um diese Stadt verdient gemacht!
Ich wünsche Dir persönlich von Herzen Alles Gute zum 70, ich wünsche Dir eine robuste Gesundheit, ich wünsche Dir Freude an allem Tun
für noch viele Jahre!