Zur Ausstellung „Mahlzeit! …“ im Heimatmuseum gehört auch die Geschichte des Bieres
Es gibt ihn sogar doppelt, den Tag des Bieres. Am 23. April steht die Feier des deutschen Bieres an, am 6. August wird der „Internationale Tag des Bieres“ weltweit begangen.
Es hat schon Aufstände deshalb gegeben, Rebellion, manche sprechen sogar vom „Bierkrieg“: Die Erhöhung des Bierpreises um 2 Pfennig auf zunächst 24 Pfennig pro Liter sorgte z.B. in Dorfen 1910 für tagelange Unruhe, so dass die Polizei eingreifen musste und 25 Personen als Rädelsführer verhaftet wurden. Was wahrscheinlich weit mehr zur Beruhigung der aufgebrachten Gemüter beigetragen hat, war allerdings die Rücknahme der Preiserhöhung durch die Brauerei Bachmayer!
Das Auftreten des Halley`schen Kometen in jenem Jahr, das manche für ein Zeichen des baldigen Weltuntergangs hielten, sorgte offensichtlich für weit weniger Aufregung, zumindest wird von keinen größeren Demonstrationen oder gar Unruhen berichtet.
Auch weniger gewalttätige Beweise zeigen, wie wesentlich und bedeutsam das Bier für die Bevölkerung war. Schon die Anzahl der Brauereien ist für heutige Verhältnisse exorbitant:
Allein in Vilsbiburg existierten im 19. Jahrhundert noch 7 Brauereien! Das Ende der Brautradition kam 2001, als die letzte Brauerei, die Aktienbrauerei, schloss. Fast jeder Ort in unserer Region besaß oftmals mehr als eine Brauerei. Für große Städte, wie Hamburg wird von Hunderten Brauereien berichtet. Die Bedeutung des Bieres geht dabei weit über die oft heute eher folkloristische Einstellung und Bierseligkeit hinaus. Bier war, gerade in Zeiten unsicherer Ernährungssituationen, ein wichtiger Bestandteil der täglichen Kalorienaufnahme und wichtiger Durstlöscher angesichts des hygienisch oft bedenklichen Zustands des Wassers. Die warme Biersuppe am Morgen war für Jung und Alt vor der Einführung des teuren Kaffees das Frühstücksgetränk, es ersetzte das Brot, es war zugelassene Fastenspeise und wegen seiner weiten Verbreitung auch für die landesherrlichen Steuereinnahmen sehr interessant. Mit den verschiedenen Vorschriften für Inhaltsstoffe, Getreidearten und Vertrieb schützten sich die Landesherrn vor unliebsamer, weil steuerfreier Konkurrenz.
Wie man in der Sonderausstellung des Heimatmuseums 2018 zum Thema „Wasser“ erfahren konnte, waren es auch die Brauereien, die auf eine verbesserte Wasserqualität drangen, und so war es auch ein Vilsbiburger Brauereibesitzer, August Urban, der für seine Anlage schon in den 1860er Jahren die erste Wasserleitung mit frischem, fließenden Wasser bauen ließ. Auch waren es die Brauereien, die Ende des 19.Jahrhunderts als erste Carl von Lindes bahnbrechende Erfindung der Kältemaschinen einsetzten, um das Bier länger halt- und genießbar zu machen.
Im Heimatmuseum kann man sich über die Geschichte des Braugewerbes im Ort, aber auch über viele weitere Handwerke informieren. Zudem erhält man Einblicke in den Alltag der Menschen im Vils-und Rotttal, wie z.B. in der derzeitigen Sonderausstellung zum großen Thema „Essen“. Dazu gehören natürlich stets auch die passenden Getränke. Anhand von verschiedenen Flaschen der verschiedenen Brauereien, Limonaden – und – auch die gab es – Likörfabriken wird anschaulich dargestellt, welche Vielfalt damals in der Region selbstverständlich war. Essen und Trinken, Wasser und Bier, passende Gefäße, von der Kröninger Babytrinkflasche, über irdene Becher bis zum personalisierten Maßkrug mit kunstvoll gearbeiteten Deckel und vieles mehr lässt sich bei einem Besuch des Heimatmuseums in Vilsbiburg entdecken. Der Tag des Bieres ist dazu vielleicht ein guter Anlass, vor allem, da das Museum an diesem