Neuer Bildband „Vilsbiburg im Wandel“

Neuer Bildband „Vilsbiburg im Wandel“

Vorstellung des neuen Bildbands am 9. November 07 

Neuer Bildband von Lambert Grasmann: "Vilsbiburg im Wandel"
Lambert Grasmann
Buchpräsentation „Vilsbiburg im Wandel“
im Heimatmuseum Vilsbiburg am 9. November 2006
Die Fotografie hat Museumswürde erlangt.
Unter diesen Titel möchte ich meine kurzen Betrachtungen zur heute stattfindenden
Buchpräsentation stellen und darf dazu – quasi als Exkursion durch Vilsbiburgs
Geschichte der Fotografen – etwas weiter ausholen. Der Satz stammt übrigens nicht
von mir, sondern von dem renommierten Museumsmann und Leiter des
Fotomuseums im Münchner Stadtmuseum Ditmar Albert, der 1985 an dieser Stelle
den Einführungsvortrag zur Sonderausstellung „Alte Fotografie im Raum Vilsbiburg
1860 bis 1950“ gehalten hat. Und ich kann mich noch gut erinnern, wie sehr er uns
um die erarbeitete Namensliste der Vilsbiburger Fotografen beneidet hat, die er in
dieser Art auch für die Stadt München ganz gerne gehabt hätte. Unsere Liste
umfasste damals 24 namentlich erfasste Fotografen, die hier in Vilsbiburg ihre
Profession ausgeübt haben. Uns waren bis dahin allenfalls das Fotohaus Bergmann
und Ludwig Grünberger sowie Barbara Heinemann und Sebastian Alt aus Solling
bekannt. Die Aufstellung konnte inzwischen um weitere Fotografen erweitert werden.
Beispielhaft möchte ich einen Namen aus der über 130 Jahre lang währenden
Vilsbiburger Fotografentradition herausgreifen, weil hier exemplarisch eine allgemein
zu beobachtende Entwicklung aufgezeigt werden kann, es handelt sich um Georg
Geisenfelder. Er übte zunächst den klassischen Beruf eines Malers als Fasser und
Vergolder von Figuren und Altären, dann als Porträt- und Dekorationsmaler aus, bis
er sich ab etwa 1890 der Fotografie verschrieb, einer Weiterentwicklung, die damals
für Maler, Lithografen und Stahlstecher typisch war. An gemalten Objekten sind von
Geisenfelder ein Altarbild in der Kirche zu Wolferding und mehrere Porträts
Vilsbiburger Bürger überliefert. Seinen Beruf übte er übrigens in einem Atelier im
Dachgeschoss des Anwesens an der Frontenhausener Straße Nr. 6 aus, heute im
Besitz von Karl Köstler. Erhalten hat sich von ihm eine erkleckliche Anzahl signierter
Porträtfotos, den so genannten Carte Visite, diesen schmalen kleinformatigen Bildern
auf Pappe.
Nennen möchte ich auch Maurermeister Anton Wagner III, der neben seinen
beruflich ausgeführten, oft künstlerisch und farbig gestalteten Planzeichnungen auch
Ansichten von Ortsteilen, Kirchen und Kapellen gemalt hat. Daneben hinterließ er ab
etwa 1900 hervorragendes fotografisches Bildmaterial. Sein Können hat dazu
geführt, dass er 1910 vom Vilsbiburger Bezirksamt den Auftrag erhalten hat, „alle
Merkwürdigkeiten im Bezirk Vilsbiburg“ zu fotografieren. Ein Großteil seiner Negativ-
Glasplatten mit Ansichten von Straßenzügen, Bürger- und Bauernhäusern, dann
Kirchen und Klöstern sowie Aufnahmen vom arbeitenden Menschen hat sich bei uns
im Archiv erhalten.
Aus dem genannten reichen fotografischen Fundus und dem erst kürzlich vom
Fotohaus Bergmann in das Vereinsarchiv übernommenen Bestand an Glas- und
Zelluliod-Negativen sowie dessen gesamten Bilderbestand, konnte ich bei der
Erstellung des neuen Buches auf bestes und qualitätvolles Material zurückgreifen
und verwenden. Dazu sei am Rande vermerkt: Unsere Mitarbeiter Martin Weber und
Günter Knaus haben damit begonnen, den Bestand an Negativen zu digitalisieren,
das heißt neu zu fotografieren. Dies bedeutet zum einen die Sicherung des
Bestandes und schont zum anderen das Originalmedium.
Wenn man als Museumsleiter Jahrzehnte lang Fotos sammelt und dazu selber
fotografiert, entsteht schon der persönliche Wunsch, das über das Material beiläufig
angeeignete und recherchierte Wissen niederzuschreiben und zu veröffentlichen.
Dreimal ist dies nun bereits geschehen und zwar in den Bildbänden „Vilsbiburg in alten Ansichten“ 1979, „Kennt Ihr sie noch die Vilsbiburger“ 1988 und „Vilsbiburg
1945-1960 – schwierige Zeiten und Neubeginn“ 1998. Das jetzt neue, im Geiger-
Verlag in Horb am Neckar erschienene Buch, stellt nun die Ergänzung und weiter im
baulichen Bereich eine Fortsetzung zu den genannten Titeln dar. Dabei sind wieder
nicht nur „schöne“ Fotos abgedruckt, es wird in den Texten auch auf historische
Bezüge der abgelichteten Objekte eingegangen, was teilweise den Charakter einer
Häuserchronik erfüllt.
In den letzten drei Jahren bin ich des Öfteren vom englischen Sutton-Verlag mit
deutscher Niederlassung in Leipzig zur Veröffentlichung eines Buches in der Reihe
„Zeitsprünge“ gebeten worden. In der Zielsetzung kommt dieses Oberthema dem der
nun im Geiger-Verlag kreierten neuen Reihe mit dem Übertitel „…eine Stadt – ein Ort
im Wandel …“ recht nahe. Allerdings entsprach die Ausführung der Sutton-Bücher
nicht meinen Vorstellungen, die im Hochformat etwa nur DIN A 5 groß sind, eine
Klebebindung besitzen und nur Sepia-Bilder, als keine Farbbilder zulassen. Ganz
anders die Bücher im Geiger-Verlag, die feste Einbände mit Fadenbindung, ein
größeres Format und zur Hälfte der Buchseiten Farbbilder besitzen. Die historischen
Schwarzweißbilder erhielten einen altartigen Sepiaton. Das Produkt der
Entscheidung für den Geiger-Verlag liegt nun vor und kann Ihnen heute vorgestellt
werden.
Das Buch ist in sieben Kapitel unterteilt, wobei die Schwerpunkte naturgemäß auf
den älteren Ortsteilen wie Stadtplatz, Obere und Untere Stadt sowie der Berg- und
Landshuter Straße mit der Freyung liegen. Bei der vom Verlag vorgegebenen
Begrenzung der Seiten- und Abbildungszahlen ist die Auswahl der Bilder nicht leicht
gefallen. Ich habe aber versucht einen repräsentativen Querschnitt zu finden. Als
Kreisheimatpfleger, der viel mit Denkmalpflege zu tun hat, lag mir vor allem das
äußere Erscheinungsbild der Häuser und Straßen mit ihren Veränderungen am
Herzen. Manch kritische Anmerkung, die bitte nicht falsch verstanden sein will, habe
ich angebracht. Dabei muss man die Aufbruchstimmung der ersten Jahrzehnte nach
dem Zweiten Weltkrieg bis in die späten 70er Jahre berücksichtigen, wo so genannte
modernistische Bestrebungen unser Städtebild stark geprägt haben. Natürlich sind
auch positive Veränderungen oder versuchte Rückbildungen auf das Ursprüngliche
angesprochen, wobei bei einigen Objekten bis zu drei ältere Abbildungen zum
Vergleich der Situation neuen Abbildungen gegenübergestellt werden. Bei manchen
Bildern war die fotografische Gegenüberstellung von Alt auf Neu nicht mehr so exakt
möglich, da die Sicht zum Objekt zwischenzeitlich entweder verbaut oder durch
kräftigen Bewuchs teilweise nicht mehr einsehbar ist.
Am Schluss meiner Ausführungen möchte ich noch ein Dankeschön anbringen. Da
ist zum einen der Heimatverein zu nennen, der mir die Inanspruchnahme der
Bildvorlagen ermöglicht hat. Dazu zählen noch einige Leihgeber. Mein besonderer
Dank gilt aber den Personen und Institutionen, die durch eine garantierte Abnahme
von Büchern das Projekt überhaupt ermöglicht haben. Das sind die Buchhandlung
Koj, die Stadt Vilsbiburg, die Firma Dräxlmaier Group, die Firma Immotec und die
Sparkasse Vilsbiburg.
Herzlichen Dank auch nochmals der Buchhandlung Koj, vertreten durch Frau
Christine und Herrn Thomas Koj, die uns heute zu einem kleinen Umtrunk
eingeladen haben.