Marquard von Wippstetten

Marquard von Wippstetten: Eine historische Nennung mit dem
Ortsnamen Wippstetten.

Zur derzeit ältesten Nennung einer Person- und Ortsnamensnennung mit Bezug auf den Ort Wippstetten in der Gemeinde Kröning gehört eine Aufschreibung aus den Jahren 1150/70, einer so genannten Tradition des Prämonstratenser-Klosters Windberg, im Landkreis Straubing-Bogen. In der Handschriftenabteilung der Münchner Staatsbibliothek befindet sich diese vor etwa 850 Jahren gefertigte Aufschreibungen, dem Codex Windbergensia. Der Codex des Klosters bringt schon in der Mitte des 12. Jahrhunderts weitere interessante Namens- und Ortsnennungen aus unserer Gegend.

 

Noch bevor Pfalzgraf Otto von Wittelsbach das bayerische Stammherzogtum am 16. September 1180 von Kaiser Friedrich Barbarossa als Stiftungslehen erhält, werden in den klösterlichen Aufschreibungen, den so genannten Traditionen des Stiftes Windberg, einige uns gut bekannte Orts- und Weilernamen, aber auch die Namen der Amtsleute des Klosters und der Herrschaft genannt. .

Mit der Christianisierung im 7. und 8. Jahrhundert kam es zur Entstehung der Schriftkultur. Die in den kirchlichen Schreibstuben gepflegte Kunst des Schreibens berichtet seit dieser Zeit von Besitzveränderungen, von Lehen und Schenkungen in zahlreichen Traditionsbüchern. Diese Bezeichnung leitet sich vom Lateinischen „tradere“ (= übergeben) ab. Die Schrift war zum unverzichtbaren Zeugnis geworden: Es finden sich im Schriftmaterial zahlreiche Personen und Geschlechter. Als tradierte Personen treten Freie und Unfreie auf. Erstere unterscheiden sich von den Unfreien durch ihre Geschäftsfähigkeit.

Der Rechtsinhalt einer Übertragung von Stiftungen, Gütern aber auch Leibeigenen, wird in einem Traditionsbuch niedergeschrieben. Diese Aufschreibung ist nicht im Sinne einer Urkunde mit einer Petschaft oder den anhaftenden Siegeln zu sehen, es sind fortlaufend geführte Eintragungen, in der Regel ohne Jahresangaben. Die darin befindlichen Nennungen sind vor allem als juristische Akte der „Auflassung“ festgehalten worden, also des Übergangs des Eigentums, durch jenes „tradere“, „delegare“, das für die Quellengattung namensgebend wirkte. Dies hat nichts zu tun mit der „Tradition“, worunter wir heute „Überlieferung“ ganz allgemein verstehen. Die Arten des jeweiligen Rechtsgeschäftes, Schenkungen, Kauf und Tausch können nicht immer exakt ausgemacht werden, da nur die jeweiligen Umstände genannt sind. Auffallenderweise wird, wie in dieser genannten Hof-Übereignung der Gegenleistungsbetrag in „talentis“ (= Talente) gemessen, während auch Geldbeträge in „denari“ und „solidi“ gerechnet werden.

Um das Jahr 1150 werden in dieser Aufschreibung, den Traditionen des Klosters Windberg an der Donau, dem „Codex Windbergensia“ Vor- und Ortsnamen genannt die einen realen Bezug zum Gebiet zwischen Isar, Vils, Bina und Rott herstellten: Konrad von Frauensattling, Perthold und Marquard von Seyboldsdorf, Wernhard von Gaindorf, Dietrich von Reisbach, Marquard und Wernhard von Haarbach, und auch ein Marquard von Wippstetten ist genannt. In der Originalaufzeichnung steht die Namensgebung „Marquradus de wipstetin“. Die Präposition „… de wipstetin“ kann als „… von Wippstetten“ gelesen werden.

Die Aufschreibung ist in Latein verfasst und berichtet in der Übersetzung von Dr. Albert Stieß: „Herr Wernhard von Haarbach und seine Gattin Berta, ebenso die zwei Söhne Konrad und Ulrich, haben dem Kloster Windberg ihr Landgut Graefing in der Herrschaft des Pienkofen für 60 Talente verkauft. Sie baten ihren Salmann (= Treuhänder) Herrn Berthold von Seyboldsdorf um die Übergabe des Gutes in die Hände des Herrn Altmann von Winzer zur Weitergabe, wo immer der Abt von Windberg oder der Konvent darum gebeten hatte. Zeugen dieser Aktion sind: Berthold von Seyboldsdorf, Altmann von Winzer, Konrad von Frauensattling, Marquard von Wippstetten, Wernhard und Reinpert von Gaindorf, Marquard von Seyboldsdorf, Karl von Rettenbach, Meingoz, Gerold, Engelbert und Wergangus von Angelsberg (bei Feichten, Neumarkt St. Veit), Ulrich von Wörnstorf (bei Geisenhausen), Marquard von Haarbach, Friedrich, Dietrich von Reisbach, Gotschalk von Leonberg (bei Neumarkt St. Veit), Otto smotzelare, Roger, Rupert von Bornkofen und Arnold von Windberg.“

Genannt wird hier das Landgut des Edlen Wernhard von Haarbach im Herrschaftsbereich des Pienkofer, wessen Name genannt ist nach dem Ort Pinkofen, Markt Schierling, Landkreis Regensburg. Die Pinkofer waren die Vögte, die weltlichen Verwalter des Regensburger Hochstiftbesitzes in Eberspoint bei Velden, wobei dieses Grafing oder Gräfing schon auch in unserer Umgebung zu suchen wäre. Berthold von Seyboldsdorf als Verhandler und Treuhänder, hat von Wernhard von Haarbach den Auftrag erhalten ein Rechtgeschäft über einen Hofverkauf mit dem Konvent Windberg zu tätigen. Zu Anfang der Aufschreibung werden die Verhandler der Übereignung genannt: Der Vermittler, Treuhänder oder Salmann dieser Hof-Übergabe war Berthold von Seyboldsdorf. Von Seiten des Käufers regelt die Übereignung der Dienstmann Altmann von Winzer. Die nachgenannte Zeugenreihe ist in der Regel nach der Rangordnung bemessen. Hier erscheint nach den schon genannten Salmännern Perhtold de Sibolstorf und Altmanus de Winzir, an zweiter Stelle unser Marquardus de Wipstetin. Und damit gehört Marquard von Wippstetten zu den vornehmsten Dienstgenossen der „familia“, der herrschaftlichen Familie der Edlen und Freien von Haarbach. Die in der Windberger Tradition genannte Berta, die Gattin des Wernhard von Haarbach, war die Tochter des Roninger Grafen Konrad II. (1143-71, Graf von Roning). Mit der Heirat Wernhards (III). von Haarbach, gründeten sie mit ihren Söhnen Konrad und Ulrich eine Haarbacher-Stammeslinie an der Vils bis zu ihrem Aussterben im 13. Jahrhundert. Die Haarbacher zu Haarbach bei Vilsbiburg werden schon zu Ende des 10. Jahrhunderts als Vögte und somit Verwalter des Besitzes der ausgestorbenen Grafen von Geisenhausen genannt. Der Geisenhausener Besitz ging durch das Testament des letzten Grafen Heinrich, welcher Bischof von Augsburg war, im Jahr 980 an das Augsburger Domstift, welches in unserer Gegend an die 158 Höfe als ihr Eigen nennen konnte. Marquard von Wippstetten war Dienstmann der Edlen von Haarbach und saß vermutlich auf einem Hof des Domstiftes Augsburg.

Die Originalnotiz, der Tradition aus dem Codex Windbergensia befindet sich in der Handschriftenabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek in München, mit der Signatur: clm 22204, fol 228`.

 
Peter Käser

 

Quellen:

> Kopie der Traditionsnennung: Handschriftenabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek in München, mit der Signatur: clm 22204, fol 228` Codex Windbergensia.

> Benedikt Braunmüller: die Traditionen des Klosters Windberg, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern, Band.23. Seite159, Nr. XLI, – Monumenta Windbergensia.