Französische Truppen ließen Tradition der Maria-Namen-Prozession entstehen
Vor über 200 Jahren genehmigte das bischöfliche Ordinariat Regensburg den Bittgang
Vilsbiburg. Unter den Pfarrakten von Vilsbiburg im Bischöflichen Zentralarchiv in Regensburg hat der Verfasser Schriftstücke entdeckt, die auf die Entstehung der alljährlichen Maria-Namen-Prozession vor über 200 Jahren nach Maria Hilf in Vilsbiburg hinweisen.
Während der napoleonischen Kriege bedrohten im September 1796 französische Truppen unsere Gegend und damit auch den Markt Vilsbiburg. Sie sollen damals nur mehr „drei Stunden entfernt“ von hier operiert haben. Um diese Gefahr abzuwenden, wurde die Bürgerschaft vor dem Rat des Marktes vorstellig mit der Bitte, als Gelübde alle Jahre einen „Bitt- oder Kreuzgang auf den hiesigen Maria-Hilf-Berg“ anordnen zu wollen. Außerdem werde man für eine Opferkerze bei der Bürgerschaft sammeln und die Geistlichkeit für ihre geistlichen Verrichtungen aus der Marktkasse entschädigen. Ohne jedoch das hiesige Pfarramt zu verständigen unternahm die Bürgerschaft bereits am 7. September 1796 den ersten Bittgang am Vorabend des Festes Maria Geburt (8. September). Um das Vorhaben bei der Ortskirche Vilsbiburg abzusichern, hatte der Amtskammerer (Bürgermeister) Ignaz Präntl den hiesigen Pfarrherrn erst am 5. Juli 1798 gebeten, dem von der Bürgerschaft ausgesprochenen „Gelübde und [der] Willensmeinung gütig beizutreten und insofern es notwendig ist, dies behörig an das hohe Ordinariat Regensburg um die gnädigste Ratification“ zu melden.
Bereits am 6. Juli berichtete Pfarrer Rupert Wurzer an das Ordinariat, dass sechs Bürger bei ihm mit dem Ersuchen vorstellig geworden seien, er möge den verlobten Kreuzgang von der Kanzel verkünden, am Vorabend des Festes Maria Geburt die Prozession auf den Mariahilfberg begleiten und dort ein Dank- und Bittamt abhalten. Weiter notiert der Pfarrherr, dass die Prozession auf den Berg ohne sein Wissen veranstaltet wurde, dass der Magistrat ihn nicht wie bei Gelöbnissen üblich informiert habe. Und weiter, er der Pfarrer, werde von der Bürgerschaft insofern unter Druck gesetzt, als diese sich nicht von weiteren Prozessionen und Andachten auf Maria Hilf abhalten lassen werde. (Dort hatten ja die Kapuzinerpatres das Sagen.) „Um also entstehenden Unruhen, Zwisten und Aufläufen vorzubeugen, “ entschloss sich Pfarrer Wurzer dem Verlangen der Bürger zu entsprechen, jedoch mit dem ausdrücklichen Vorbehalt, dass eine Genehmigung in Regensburg eingeholt werden müsse. Das Ordinariat bat er, die Verlobung der Prozession „gut zu heißen und für je und allzeit zu bestätigen“.
Eine kurze und positive Antwort aus Regenburg erfolgte schon am 9. Juli 1798: „Die von der dortigen Bürgergemeinde verlobte feierliche Procession nach dem Maria Hilfsberg am Vorabende des Frauenfestes Maria Geburt solle einberichteter Maßen und nach Wunsch besagter Bürgergemeinde fürohin jährlich vorgenommen werden“.
Damit war eine nun über 200 Jahre bestehende Tradition begründet.
Der Markt Vilsbiburg setzte seinerseits sogar noch eins drauf. Er stiftete zur Wallfahrtskirche Maria Hilf ein aufwendig hergestelltes Paar Leuchterengel. Bei einem Exemplar war auf der Rückseite auf das vorbeschriebene Ereignis mit einer Inschrift Bezug genommen. Leider ist dieser Hinweis vor einigen Jahren unverständlicherweise „weggeputzt“ worden. Der Verfasser hatte noch 1997 die bruchstückhaft erhaltene Inschrift fotografieren und folgenden Text identifizieren können: „…bey… hiesiger / Burgerschaft / wegen der Feinde / die Hilfe der / Maria … / abgewendeten / nahenden / Gefahren den / 7. September / Ao 1796“
Bei den Leuchtern handelt es sich um im Kern aus Holz bestehende etwa 40 cm hohe Figuren. Die Schauseite stellen kniende Engel mit je einem Leuchter dar. Sie sind in Silberblech getrieben und mit kleinen blütenförmigen Ziselierungen versehen.
Lambert Grasmann