Ein echtes Schmuckstück geschaffen
Ehrenurkunde für denkmalgerechte Sanierung des Hauses an Familie Geltinger
Neuhausen. „Mit großem Engagement und enormer Eigenleistung hat die gesamte Familie Geltinger das Wohnhaus einer Renovierung unterzogen und bis auf einige Reste fertig gestellt. Mit viel Liebe zum Detail, handwerklicher Geschicklichkeit und unter Beachtung bodenständige Materialien zu verwenden, wurde hier ein Schmuckstück speziell für das Dorf und damit für die Gemeinde Aham geschaffen. Da das Anwesen am so genannten Vilstal-Radwanderweg am Eingang des Dorfes liegt, wird die Anlage viel positive Beachtung erfahren.“ Obwohl das Anwesen nicht unter Denkmalschutz stehe, hätten die Besitzer mit viel Gespür für bodenständiges Bauen im Sinne der Denkmalpflege gehandelt und den denkmalpflegerischen Mehraufwand in Kauf genommen. So würdigte der ehemalige Kreisheimatpfleger Lambert Grasmann eine außergewöhnliche denkmalpflegerische Leistung und überreichte eine Ehrenurkunde des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege.
Angeregt wurde diese Aktion schon vor einiger Zeit von Freiherr Franz-Josef von der Heydte. Er machte Grasmann auf die gelungene Sanierung aufmerksam, als dieser noch als Kreisheimatpfleger tätig war. Schnell war ein Antrag formuliert und nach gründlicher Prüfung bewilligte man in München die Ausstellung der Ehrung, die vom Vorsitzenden des Landesvereins, dem Landtagspräsidenten a. D. Johann Böhm persönlich unterzeichnet wurde. An der feierlichen Überreichung der Urkunde nahm auch der aktuellen Kreisheimatpfleger Peter Barteit teil.
Lambert Grasmann ging bei dieser Gelegenheit auch auf die Geschichte des Anwesens ein, das den Hofnamen „Saumühle“ trägt und ehemals eine Vierseitanlage war. Das Wohnhaus wurde laut einer Tafel an der straßenseitigen Giebelwand im Jahr 1885 in Ziegelbauweise erbaut. 1941 hat es der Großvater des jetzigen Besitzers erworben. Der Mühlenbetrieb dürfte um 1920 eingestellt, die Mühlengebäude um 1930 abgebrochen worden sein. Die Renovierungsmaßnahmen begannen im Jahr 1995. Dabei wurde der Putz im Erdgeschoss komplett erneuert. Der neue Mauerputz an den Fassaden ist lebhaft gestaltet. Die bogenförmige dreigliedrige Rustikagliederung über allen Fenstern sowie die waagrechten, aufgeputzten und teilweise profilierten Lisenen unter den Fenstern des 1. Obergeschosses und des Speichergeschoßes an der Giebelseite sind farblich abgesetzt. In der Giebelwand befindet sich eine Nische mit Heiligenfigur.
Alle Fenster wurden erneuert. Dabei hat man nach den alten Vorbildern zweiflügelige Fenster mit jeweils einer oder zwei Quersprossen, mit profiliertem Mittelpfosten und jeweils zwei im Stock eingelassenen Eisenstäben eingebaut und holzsichtig belassen. Winterfenster können außen vorgesetzt werden. Die Beschläge richten sich nach den alten Vorbildern. Die bisher außen unter den Fenstern angebrachten aufgeputzten Fensterbretter mit Profilleisten wurden durch Natursteinelemente ersetzt. Das Dach ist mit roten Falzziegeln gedeckt. Die Türblätter und Türstöcke im Inneren des Wohnhauses sind größtenteils alt, die Zargen nach alten Vorbildern zum Teil erneuert. Die Treppe zum 1. Obergeschoss mit schmalen gedrechselten Säulen ist im alten Zustand verblieben. Lediglich der für die Bauzeit übliche Farbanstrich, wie auch die Farbanstriche bei den übrigen Türen im Haus wurden abgenommen. Die alten breiten Bodenbretter in der Diele des 1. Obergeschosses sind erhalten.
Den Ausführungen seines Vorgängers konnte sich der neue Kreisheimatpfleger nur anschließen. „Sie haben hier ein Schmuckstück geschaffen, das sich wohltuend abhebt von mancher Einheitsarchitektur“, sagte Peter Barteit. Die Baumaßnahme der Familie Geltinger sei der Beweis dafür, dass sanieren nicht gleichbedeutend sei mit abreißen. Man könne mit dem notwendigen Gespür für die richtigen Stilelemente fast jedes Gebäude mit seinem unverwechselbaren Charakter erhalten und zu neuem Glanz verhelfen. Es sei zu wünschen, dass sich vielen Hauseigentümer an den guten Vorbildern orientieren, die man nicht nur in Neuhausen, sondern auch in Großmaulberg und anderswo sehen könne.
Es freuen sich alle über die Ehrung für eine gelungene Restaurierung, die nach Auskunft des kunstvoll geschnitzten Balkons im Jahr 2010 vorläufig abgeschlossen war. Von links: Martin, Franz, Anna und Anna sen. Geltinger, Freiherr Franz-Josef von der Heydte, Thomas Geltinger, Lambert Grasmann und Peter Barteit.