Die vorletzte Brauerei in der Stadt

Die Brauerei Aschenbrenner wurde vor 50 Jahren von der Brauerei Hacklberg übernommen
Vor 50 Jahren, am 23. August 1967, übernahm die Brauerei Hacklberg aus Passau den Aschenbrennerbräu in Vilsbiburg. Damit endete eine Brautradition, die ins 17. Jahrhundert zurückreichte. Gut zehn Jahre später kündigte die langjährige Pächterin des Bräugasthofs, Hanna Huber, und läutete damit auch den Niedergang der Traditionsgaststätte ein, die 1989 endgültig geschlossen wurde. Heute erinnert nur mehr der Name des an dieser Stelle entstandenen Komplexes mit Geschäften, Büros, Wohnungen und Fremdenzimmern an den „Bräu“.
Mitte der 60er Jahre war die Übernahme von Kleinbrauereien mit ihren eigenen Gaststätten und Lieferverträgen für die Großbrauereien noch interessant. Heim-dienst und vor allem Getränkemärkte waren noch keine gängige Vertriebs-struktur.Thurn und Taxis und die Abgesandten der Löwenbrauerei München gaben sich bei uns die Klinke in die Hand. Inhaber Josef Mayerhofer entschied sich schließlich für die bischöfliche Brauerei Hacklberg in Passau, damals eine mittelständische Brauerei. Mit dem Betriebsende der Brauerei Aschenbrenner errichtete die Brauerei Hacklberg auf dem Aschenbrenner-Gelände ein Depot, das schnell zu klein wurde. 1986 wurde deshalb eine neue Niederlassung der Brauerei Hacklberg auf der noch grünen Wiese am westlichen Stadtrand gebaut. Im Dezember 2016 wurde unweit des bisherigen Depots ein neues Logistikzentrum eröffnet.
Wechselvolle Geschichte
Der erste namentlich bezeugte Besitzer des „Bräu“ war Wolf Hueber im Jahre 1601. Zu den wechselnden Eigentümern gehörten ab1832 auch die Kastls aus Frontenhausen, Vorfahren der jetzigen Frau Mayerhofer. Neben der ehemaligen Braustätte erinnert das „Kastlgasserl“ heute noch an die Kastl’sche Bierbrau-erei. Am 14. September 1900 erwarb die Brauereibesitzerswitwe Katharina Aschenbrenner aus Deggendorf den Bräu für ihren 24-jährigen Sohn Markus. Die Aschenbrenners hatten ihrStammhaus in Deggendorf, die dortige Brauerei existierte bis 1952 .Markus Aschenbrenner starb 33-jährig nach längerem Leiden am 28. Februar 1909 und hinterließ seine Frau Franziska, eine Tochter des örtlichen Ziegeleibesitzers Josef Lehner, mit dem fünf Monate alten Sohn Markus und der zweijährigenTochter Fanny. Die Witwe brauchte dringend einen finanzkräftigen Mann und fand ihn in Josef Mayerhofer, einem Ökonom aus Hirnkirchen bei Mainburg in der Hallertau.Am 1. Oktober 1911 feierte der neue Chef seinen Einstand beim Bräu, der Betrieb hieß fortan Brauerei Josef Mayerhofer. Am 12. Mai 1913 kam der gemeinsame Sohn Josef Mayerhofer zur Welt – der 50 Jahre später die Brauerei aufgeben sollte. Der neue Inhaber war ein tüchtiger Geschäftsmann. Er schuf mit dem Kauf von Gasthäusern  darunter der Stern-garten, die „Linde“ oder das Gasthaus Pattendorf, eine bessere Existenzgrund-lage für seine Brauerei. Durch den Erwerb von land- und forstwirtschaftlichen Flächen verbreiterte er die Existenzbasis für seinen Brauereibetrieb. Als anges-ehener Vilsbiburger Bürger gehörte er auch dem Stadtrat an. Nach seinem Tod 1936 hatte er testamentarisch verfügt, dass sein Stiefsohn Markus Aschen-brenner die Brauerei nebst Ökonomie erben sollte. Dieser benannte die Brau-erei in „Brauerei Aschenbrenner“ um. Im Kriegsjahr 1944, als der Wehrmacht die Leute ausgingen, musste Aschenbrenner (alle Gesuche halfen nichts)  einrücken. Er starb am 22. Februar 1946 in polnischer Kriegsgefangenschaft in einem Bergwerk. Davon erfuhr man in Vilsbiburg erst im Juli 1948. Das gegen-seitige Testament der Stiefbrüder, die sich sehr nahe standen, wurde trotz hektischer Suche nicht gefunden. Deshalb folgte ein längerer Erbschafts-streit, den Josef Mayerhofer junior erst 1953 beenden konnte, indem er den Ent-schluss fasste, den Arztberuf aufzugeben und der Stiefschwester den Erbteil abzukaufen. Gut vor-stell-bar, dass sowohl die letzten beiden Kriegsjahre, in denen Gunda Weiß, die Bürokraft der Brauerei Aschenbrenner, allein die Stellung hielt, dem Betrieb ebenso wenig guttaten wie später dieschwierige Zeit der Erbauseinander-setzung. Das Bier wurde kaum noch getrunken, da es einfach schlecht sei, wie Josef Mayerhofer ineinem Brief schrieb.1953 heiratete er Gunda Weiß und die Brauerei gehörte fortan ihm neben zahlreichen Hypo-theken, die es rückzu-zahlen galt. Dies und die bescheidene Größe der Brauerei mit etwa 4000 Hektoliter Jahresausstoß waren hinderlich für neue Investitionen in einer Zeit,in der es zunächst mal aufwärtsging – auch für die Brauerei Aschenbrenner. Das ging trotz veralteter Anlagen lange gut. Der Bau eines modernes Sudhauses Anfang der 60iger Jahre kam aber zu spät.
Matthä und Hanna Huber
Der Brauereigasthof Aschenbrenner, auch nur „der Bräu“ genannt, hat mit Matthä und Hanna Huber den Ruf und die Bekanntheit der kleinen Brauerei bei weitem überflügelt. Kurz vor Kriegsbeginn, am 8. November 1938 schlossen Mathäus Huber aus Gaindorf und dessen Ehefrau Johanna geb. Wanninger von Helmsau, den Pachtvertrag über die Gaststätte mit Markus Aschenbrenner. Die Huber Hanni war bei Beginn ihrer Wirtinnenkarriere noch recht jung und uner-fahren. Der Matthä wurde für den „Endsieg“ benötigt; sie war allein und hat viel geweint. Unterstütz thatten sie ihre Schwestern Marerl und Hedwig Wanninger, die den alten Vilsbiburgern neben der Aussermeier Fanny als legendäre Bräu-bedienungen bekannt sind. Nach dem Krieg ging es steil bergauf. Da kam der Huber Hanni sicher der Neubau des Speisesaals für bis zu 200 Personen mit darüber befindlichen Fremdenzimmern für 14 Übernachtungs-gäste entgegen (heute Buchhandlung Koj). Übernachtungsmöglichkeiten waren bis dahin in Vilsbiburg rar, der neue Speisesaal und die Nebenräume boten genügend Platz für die Mittagsgäste aus den Behörden der Kreisstadt, für zahlreiche Hoch-zeiten Versammlungen und Bälle – letztere fanden mehr im Bräusaal aus dem Jahr 1896 statt. Der innovative Umbau der restlichen Brauereigaststätte 1961 tat ein Übriges. Der „Bräu war auch den Münchnern, darunter einigen Prominenten wie Dr. Jochen Vogel, bekannt, die am Wochen-ende zum Essen nach Niederbayern fuhren. Der Hubersohn Werner wurde in die Schweiz zum Er-lernen der gehobenen Gastronomie geschickt. Er kam mit Erika Eisenegger, seiner eidgenössischen Ehefrau, und vielen Neuerungen für die ohnehin schon reichhaltige Speisenkarte zurück. Ab 1952 übernahmen Matthä und Hanna Huber mit einer Ausnahme (1964: Lisa Schöx) die zunächst zweijährig, nach 1964 dann jährlich stattfindenden Volksfeste. Matthä Huber starb früh, Hanna Huber führte die Gaststätte mit Werner und Erika zusammen weiter bis zum 31. Dezember 1977. Die fristgerechte Kündigung Ende September kam völlig über-raschend. Hanna Huber begründete den Schritt mit ihrem Alter und der Absicht des Sohnes, die Weinstube Heigl zu übernehmen. Sie lebte noch zweieinhalb Jahre allein in der Seyboldsdorfer Straße und starb 69-jährig am 19. Juli 1980. Der „Bräu“ war ihr Leben und umgekehrt lebte das Gasthaus durch sie.
Der Text ist eine gekürzte Zusammenfassung von Aufzeichnungen, die Dr. Josef Mayerhofer, dessen Vater 1967 den Vertrag mit Hacklberg schloss, der VZ und dem Heimatverein freundlicherweisezur Verfügung gestellt hat.
Fotos privat
Zu den ungekürzten Aufzeichnungen von Dr. Josef Mayerhofer
Zur Speisenkarte von 1972
Sterbebilder

Der letzte Braumeister der Brauerei Aschenbrenner, Schiffl, Anfang der 60er Jahre im neuen Sudhaus.
Der 1950 errichtete Speisesaal
Hanna Huber in der Küche.
Matthä Huber in der Küche.
Josef Mayerhofer und sein Stiefbruder, Markus Aschenbrenner
1935 mit Hauslhaus