Die Vilsbiburger Liebfrauenfestspiele, 1922–1932
Festspiele in Vilsbiburg? In den 1920er Jahren wurde Vilsbiburg in einem Atemzug genannt mit anderen bekannten Festspielorten wie Erl in Tirol oder sogar Oberammergau. Als lokale Besonderheit waren die Liebfrauenfestspiele ganz auf das Leben Mariens zugeschnitten: Die traditionsreiche Vilsbiburger Marienwallfahrt zur Bergkirche Maria Hilf legte dies nahe. Etwa 100 Vilsbiburgerinnen und Vilsbiburger, Erwachsene und Kinder, spielten die zahlreichen Rollen, sangen, wirkten im Festspielorchester mit oder halfen im Hintergrund. Jede Vorstellung im „Festspielhaus“ am Stadtplatz 33 (Brauereigasthof Urban) dauerte fünf Stunden, der Saal fasste 530 Zuschauer auf Sitz- und Stehplätzen. Gespielt wurde jedes Jahr mit zahlreichen Aufführungen – und nicht, wie in Oberammergau, alle zehn Jahre! Es ist erstaunlich, was der kleine Marktort an der Vils alles auf die Beine stellte. Obwohl Vilsbiburg in diesen Jahren nur wenig mehr als 3000 Einwohner zählte, hieß man Tausende Pilger aus Franken, der Oberpfalz, Oberbayern und Österreich willkommnen, die mit Sonderzügen zu den Spielen anreisten. Hohe Gäste, wie Bischöfe, Minister oder Kronprinz Rupprecht von Bayern im September 1924, wurden feierlich in dem geschmückten Ort empfangen. Der Ruf der Liebfrauenfestspiele war derart gut, dass die Schauspieltruppe im Frühjahr 1924 zu einem einwöchigen Gastspiel nach Österreich gerufen wurde. Anlass war das Domweihfest in Linz.
Mit der Sonderausstellung „Vilsbiburg wird jetzt berühmt! Die Vilsbiburger Liebfrauenfestspiele · 1922–1932“ wird die besondere Festspiel-Atmosphäre wieder erlebbar. Präsentiert werden originale Kostüme, zahlreiche Dokumente, historische Fotografien, Eintrittskarten, Plakate und vieles mehr. Rezitationen aus dem Textbuch und Klangbeispiele bringen Teile des Festspiels wieder zu Gehör – über 100 Jahre nach der Uraufführung.
Die neue Sonderausstellung kann bis zum 8. September 2024 im Heimatmuseum Vilsbiburg zu den Museumsöffnungszeiten besucht werden. Führungen sind auch außerhalb dieser Zeiten möglich, bitte buchen Sie unter Tel. 08741/305170 oder E-Mail witzleb@vilsbiburg.de bei Museumsleiter Matthias Witzleb.