Die Fibel-ein praktisches Schmuckstück
Diese Fibel wurde um 1910 von einem Restaurator in Holzhausen an der Pfarrkirche gefunden. Sie stammt aus der Latènezeit, etwa 500 Jahre vor Christi Geburt.
Eine alte Erfindung wird auch heute – fast 160 Jahre nach ihrer Entdeckung – noch immer häufig benutzt: die Sicherheitsnadel. Die erste Nadel stammt allerdings nicht von Walter Hunt aus New York aus dem Jahr 1849 nach Chr., der als Erfinder der Sicherheitsnadel gilt, sondern aus der Bronzezeit, d.h. in etwa aus dem 18. Jahrhundert vor Chr. Damals wurde aus dem ersten gussfähigen Metall, der Bronze (einer Legierung aus Zinn und Kupfer), eine Nadel entwickelt, die auf der Schauseite mit Spiralen oder großen Platten verziert war und nicht nur die Kleidung zusammenhalten sollte, sondern auch dem Schmuck und der Tracht zuzuordnen ist.
Grundsätzlich besteht eine Fibel aus einem Kopf, dort sitzt die Spirale, einem Bügel, der normalerweise auf unterschiedlichste Art verziert ist, und einer Nadel mit Nadelhalter. Dieser befindet sich am Fuß der Fibel. Alles entspricht einer Sicherheitsnadel. Früher nahm man an, dass der Fuß einer Fibel nach unten zu zeigen hatte, inzwischen wurde aber durch Grabungen und Grabfunde belegt, bei denen die ursprüngliche Lage des Schmuckes zu beobachten war, dass der Fuß nach oben wies und der Kopf nach unten. Oft wurden Fibeln paarweise getragen, manchmal waren sie sogar mit einer Kette verbunden. Aber auch einzelne prachtvolle Exemplare sind auf uns gekommen. Merkwürdig erscheint uns heute die Tatsache, dass die Fibeln nicht nur von Frauen, sondern auch von Männern getragen wurden. Ein gutes Beispiel hierfür sind die „Soldatenfibeln“, die von und mit den Römern zu uns kamen und von jedem Soldaten getragen wurden.
Nach den Fibeln der Bronze- und Urnenfelderzeit, die durch ihre Größe auffallen, wurde es modern, diesen Schmuck etwas zierlicher zu formen: Nun erscheint u. a. die Schlangenfibel, die wegen des stark gebogenen Bügels so genannt wurde. Auch etwas später, am Anfang der Latènezeit, um etwa 500 v. Chr., kommen sogenannte Paukenfibeln auf, die sich mit einer Halbkugel auf dem Bügel auszeichnen. Die Fibeln der Latènezeit kann man sehr gut datieren, da sie erst eine einfache Form aufweisen, dann aber langsam der Fuß Richtung Bügel nach oben geformt wird und zuletzt Fuß und Bügel zu einem Ganzen werden.
Die Römer führten neue Arten von Fibeln ein, z. B. emaillierte oder solche, die einen Knopf auf dem Bügel zeigen. Die Fibelform veränderte sich im Laufe der Zeit soweit, dass sich Kopfplatten herausbildeten. Dies sind die ersten Vorläufer dieses völkerwanderungszeitlichen Schmucks, bei dem aber auch Steineinlagen und Tierformen modern sind. Am Ende der Reihe der Fibeln stehen in unserem Gebiet große und prunkvolle Arten mit Kopfplatte, dickem Bügel und z.T. geformtem Fuß. Hier kommen wir zeitlich zum Übergang vom Heiden- zum Christentum. Dieser Umbruch wird dadurch belegt, dass es zum einen Fibeln gibt, die auf der flach gearbeiteten Rückseite eine christliche Inschrift zeigen. Die Änderung der Grabsitte, d.h. christliche Nachkommen legten ihren toten Verwandten keine Beigaben mehr in die Gräber, führte dazu, dass langsam nur noch wenige Fibeln auf uns gekommen sind. Bekannt sind noch die wikingerzeitlichen Schmuckstücke mit ineinander verschlungenen Tieren, die sich in den Gräber der Heiden fanden.
Die abgebildete Fibel wurde um 1910 in Holzhausen an der Pfarrkirche gefunden. Der Kirchenmaler Max Leser aus München konnte sie bei einer Kirchenrenovierung bergen, unter welchen Umständen ist leider unbekannt. Ins Museum kam sie durch eine Schenkung von Gundelinde Girnghuber, geb. Leser aus Vilsbiburg (Inv. Nr. 790905). Sie hat eine Länge von 8 cm und besitzt sechs Spiralen. Die Spiralen und die Nadel bestehen aus einem relativ dicken Draht. Der Bügel zeichnet sich durch drei Reihen von je fünf Noppen aus, die z.T. noch eine kleine Delle tragen. Der Bügel formt sich dann zum Nadelhalter und anschließend zu einer runden Scheibe, die sich an den Bügel schmiegt. Die Einlagen der Scheibe sind leider verloren, meist handelte es sich um Koralle oder Bernstein, wobei man nicht an den heute verkauften Bernstein denken sollte, der gelb bis orange durchsichtig schimmert, sondern an ungeschliffenen Bernstein, der meist eine rote Farbe aufweist. Diese Fibel wurde von Frauen getragen, kam aber überwiegend paarweise auf. Sie datiert sich in die Latènezeit, Latène B, in die Zeit der keltischen Wanderungen.
Wer Interesse an solchen Stücken hat, sollte ins Heimatmuseum Vilsbiburg gehen, in der Abteilung für Vor- und Frühgeschichte finden sich auch andere bemerkenswerte Funde.
Dr.Cornelia Renner