Das Rückgebäude des Heimatmuseums

Ein lang gehegter Wunsch ging in Erfüllung

Sanierung des über 170 Jahre alten Rückgebäudes hinter dem Museum fand seinen Abschluss.
Das Foto von etwa 1955 zeigt die umfangreichen, allerdings nicht mehr sehr ansehnlichen Verbindungsbauten zwischen dem Spital- und dem Rückgebäude kurz vor dem Abbruch. Der bauliche Zustand dürfte dem vom 17. bis Anfang des 19. Jahrhunderts gleichen.
Vilsbiburg. Das nun sanierte und kürzlich fertig gestellte Rückgebäude hinter dem Heimatmuseum, dem ehemaligen Heilig-Geist-Spital, soll hier im Zusammenhang mit dem Spital in seiner baulichen und geschichtlichen Entwicklung näher betrachtet werden. Die wohl ältesten Bauten Vilsbiburgs stellen die zum historischen Ensemble zählenden Gebäude des ehemaliges Heilig-Geist-Spitals mit der um 1400 als Katharinenkapelle erbauten Kirche sowie des Stadtturms dar. Mit dem 1476 vom gebürtigen Vilsbiburger Kaspar Westendorfer gestifteten „Inneren“ Spital am Marktplatz und dem so genannten Äußeren oder Armen Spital am Oberen Markt (heute Pannermayr), hat dieser eine fast über 500 Jahre alte Tradition der Kranken- und Armenpflege begründet und alten und gebrechlichen Bürgern einen geregelten Lebensabend ermöglicht. In der in lateinischer Sprache abgefassten Stiftungsurkunde bestimmte Westendorfer für das neu erbaute Haus ausdrücklich den Platz bei der Katharinenkapelle, der späteren Spitalkirche.

 

Das Äußere Spital an der Oberen Stadt mit Spitalstadel, Obstgarten und einem weiteren Gebäude diente in erster Linie der ausgeübten Landwirtschaft und damit zur Selbstversorgung der Spitalbewohner. Das Areal hinter dem Spital am Stadtplatz, zwischen Hauptgebäude und dem Rückgebäude, bildete einen kleinen Hof mit Brunnen, der zur Oberen Stadt hin mit der dann 1902 abgebrochenen Ringmauer abschloss.

 

Das Rückgebäude

Die ab der Mitte des 17. Jahrhunderts erhaltenen Rechnungsbücher des Spitals lassen in dem kleinen Hof hinter dem Hauptgebäude den Bestand eines Gebäudes mit einem Verbindungsbau erkennen, was der Katasterplan des Marktes Vilsbiburg von 1810 bestätigt. 1823/24 waren im Spitalgebäude größere Reparaturen nötig. Dazu fertigte der Vilsbiburger Landgerichtsmaurermeister Anton Wagner, heute mit dem Kreisbaumeister vergleichbar, einen Bestandsplan über das Ensemble Spital, der Kirche und dem Verbindungsbau zu einem schon bestehenden Rückgebäude. Der Plan lässt durch eine eingezeichnete Bleistiftskizze im Bereich des Rückgebäudes erkennen, dass an einen Abbruch des bestehenden Gebäudes mit Ersatzbau gedacht war. Dieser Bau beherbergte bis dahin in einem überwölbten feuersicheren Raum des Erdgeschoßes die Registratur, also das Archiv des Heilig-Geist-Spitals. Der erste Stock war für ein Krankenzimmer sowie einem weiteren Wohnraum bestimmt. Die Versorgung dieses Traktes war durch einen gemauerten Verbindungsbau gewährleistet, dem man im Obergeschoß eine hölzerne Altane vorgebaut hatte. Laut Plan umlief so eine geschlossene Altane die gesamte Rückseite der Spitalkirche und des Spitalgebäudes, setzte sich in westlicher Richtung zum Rückgebäude an der hohen Mauer fort und war im Erdgeschoß über eine Treppe, im Obergeschoß durch eine Türe an der Rückwand des Spitals erreichbar.

 

Ein weiterer, nicht datierter, wohl zum Zeitpunkt der Spitalsanierung von 1823/24 entstandener Bauplan, sah einen dreigeschossigen Neubau des Rückgebäudes vor, der jedoch nicht zur Ausführung kam. 1835 und 1836 ist in den Rechnungsbüchern des Spitals von einem errichteten „Neugebäude“ oder „hinteren Neugebäude“ mit drei Krankenzimmern die Rede, für das von Gerichtsmaurermeister Anton Wagner Kosten abrechnet worden sind. In seiner Handwerkerrechnung listete er folgende Kosten auf: „…im Waschhaus den Bockstuhl (?) eingericht, die Bögen gemacht, eingericht und das Waschhaus gewölbt“. Matthias Hanecker lieferte zum „Neubau“ des Daches „13 Buschen 650 Pfund 8 Zentner Eisenblech“ (146 Gulden) und der Kupferschmied Alois Daxenberger deckte den „hinteren Teil des Spitals“, also das Rückgebäude, mit Eisenblech ein (74 Gulden). Der Maler Gottfried Seltenhorn hatte dazu das Dach dreimal mit Kupferfarbe (18 Gulden) gestrichen. Zusätzlich wurden noch Kosten für Fußböden und Weißdecken, dann für einen Plattenofen und eine neue Stiege abgerechnet. Das bis dahin bestehende, 1823 im Bauplan noch ersichtliche Gebäude, war also abgebrochen worden. Das nun im Laufe des Jahres 2007 sanierte Gebäude geht somit auf den Neubau von 1836 zurück.

 

Zum ungehinderten Transport der Essensrationen aus der Krankenhausküche für die Spitalinsassen wurde 1858 als Verbindung zwischen dem Rückgebäude sowie dem Krankenhaus an der Oberen Stadt (heute Pannermayr) ein überdachter Gang in hölzerner Ständerbauweise erbaut. Die Küche im Spital wurde daraufhin aufgehoben. Der Verbindungsgang existiert heute lediglich noch als Torso.

 

Nach dem Umzug der Spitalinsassen um 1955 in das ehemalige Krankenhausgebäude an der Oberen Stadt Nr. 8 hatten die bestimmt nicht mehr sehenswerten Verbindungsbauten zwischen Spital und Rückgebäude ausgedient, sie wurden ersatzlos abgebrochen. Das Rückgebäude diente Mitte der 1960er Jahre noch kurzzeitig als Wohnung, stand dann aber bis zur Sanierung 2007 leer. Der desolate Gesamtzustand des Gebäudes, das Dach war undicht und Teile der Umfassungsmauern zeigten starke Rissbildungen, veranlaßte die Stadt Vilsbiburg zur Sanierung des Komplexes. Dabei konnte der vom Denkmalschutz geforderte Bestand des überwölbten Gebäudeteils sowie der Baukörper in seiner bisherigen Gestalt erhalten werden. 

 

Das Rückgebäude wird Depot

Das Thema Depot war für den Heimatverein von je her ein heikles Kapitel, waren doch nicht ausgestellte Objekte an verschiedenen Stellen wie Spitzboden im Museum, im Nachbargebäude Stadtplatz 39, dann im altem Bauhof an der Seyboldsdorfer Straße und im Stadtturm deponiert. Besonders nachteilig wirkte sich dies bei Vorbereitungsarbeiten zu Sonderausstellungen aus, von denen das Museum in den letzten 32 Jahren allein 35 an der Zahl veranstaltete. Dankenswerterweise hat nun die Stadt Vilsbiburg das Rückgebäude nach der Sanierung dem Heimatverein zur Verfügung gestellt und damit die Depotverhältnisse für das Museum nachhaltig verbessert. Im Lauf der nächsten Zeit wird nun das Depot, soweit es die durch die neuen Wandputzflächen verursachte, noch etwas zu hohe Luftfeuchtigkeit zulässt, nach und nach mit ausgelagerten Objekten bestückt. Die mit einer Alarmanlage gesicherten Räume werden künftig aber auch als Arbeitsräume für die Eingangsbearbeitung (Reinigung, Restaurierung) und Inventarisierung sowie fotografischer Erfassung intensiv genutzt. Besonders attraktiv und als Herzstück des Depots gestaltet sich der überwölbte Raum im Erdgeschoß.   
Lambert Grasmann