Sie waren Richter, Pfleger, Kastner und Amtmänner, die Herren Hackh von Vilsbiburg, Geisenhausen und Haarbach. Sie hinterließen uns manch´ schönes Grabmal in den Kirchen Haarbach, Gaindorf und Vilsbiburg. Als Kirchenstifter gingen sie in die Geschichte ein. Das älteste Grabmal in der Vilsbiburger Pfarrkirche, ist der Wappengrabstein des 1485 verstorbenen Pflegers von Geisenhausen und Landshut, Rat von Herzog Ludwig in Landshut, Hofmeister in Burghausen – Christoph Hackh.
Zum Weiterlesen

Im Archiv der Stadtpfarrkirche Vilsbiburg befindet sich ein altes Aufschreibbuch, ein so genanntes Saalbuch, aus dem Jahr 1591

Im Saalbuch sind die Beschreibungen aller Güter, Einkommen und Zehent, welche zu den Messstiftungen (Benefizien) der Spitalkirche Sankt Katharina,
und dem Benefizium zum Heiligen Kreuz der Pfarrkirche gehörten.
Der Kaplan Wolfgang Mayr war 1591 der Inhaber der beiden Benefizien.
Auch wird das Einkommen der Bäckermesse, der Leonhardimesse und dem Benefizium Achatius, – der Webermesse der Pfarrkirche beschrieben.

In dem Aufschreibbuch von 1591 sind Namen von Einöden und Weilern, und auch viele Anwesen und Höfe unserer näheren Heimat aufgeführt. Die Höfe und Anwesen mussten Abgaben zum Vilsbiburger Spital, zur Pfarrkirche und zu verschieden Mess-Benefizien leisten. Die vielen Nennungen sind auch für historische Familienforschung und Nachforschung für eine Hofgeschichte von Interesse.
Peter Käser
Zum PDF

Pfarrer Magister Caspar Westendorfer stiftete 1476 das Vilsbiburger Heiliggeist-Spital.
Stadtplatzseitig befindet sich neben dem Stadtturm am Spitalgebäude, dem heutigen Vilsbiburger Heimatmuseum, in einem Sitzbogen ein Dreifaltigkeitsfresko; darunter ein in Stein gemeißelten Zeichen der Barmherzigkeit – ein Zeugnis des Glaubens.
Im Jahr 1476 stiftet Caspar Westendorfer, ein geborener Vilsbiburger, Pfarrer in St. Jodok in Landshut und Rat des Landshuter Herzogs, das Vilsbiburger Heiliggeist-Bürgerspital. Zum Abschluß der Bauarbeiten lässt er zur Stadtseite hin in das Mauerwerk ein bedeutendes Zeichen mit dem Westendorferwappen setzten.
Zum Weiterlesen

Festveranstaltung am 18. August 2017 zum 80. Geburtstag von Lambert Grasmann und Günter Knaus

Die Adlkofner Geigenmusi beginnt die Festveranstaltung mit einer schneidigen Darbietung.
Die Adlkofner Geigenmusi beginnt die Festveranstaltung mit einer schneidigen Darbietung.
Die Jubilare Günter Knaus (links) und Lambert Grasmann (4. von links) zusammen mit Vilsbiburgs Zweitem Bürgermeister Johann Sarcher und Stellvertretendem Landrat Rudi Lehner (von rechts).
Die Jubilare Günter Knaus (links) und Lambert Grasmann (4. von links) zusammen mit Vilsbiburgs Zweitem Bürgermeister Johann Sarcher und Stellvertretendem Landrat Rudi Lehner (von rechts).
Vorsitzender Peter Barteit kann eine illustere Gesellschaft zu dem Festabend begrüßen.
Vorsitzender Peter Barteit kann eine illustere Gesellschaft zu dem Festabend begrüßen.
Erinnerungen an die großen Volksmusik-Hoargartn in den 1970er Jahren, bei den die Gangkofner Sänger auch schon dabei waren, werden bei deren Liedern wach.
Erinnerungen an die großen Volksmusik-Hoargartn in den 1970er Jahren, bei den die Gangkofner Sänger auch schon dabei waren, werden bei deren Liedern wach.
Das vielköpfige Publikum hat sich zu Ehren der Heimatforscher Lambert Grasmann und GÜnter Knaus mitten in der umfangreichen Sammlung Kröninger Hafnerware versammelt.
Das vielköpfige Publikum hat sich zu Ehren der Heimatforscher Lambert Grasmann und GÜnter Knaus mitten in der umfangreichen Sammlung Kröninger Hafnerware versammelt.
Mit einer ebenso persönlichen wie fachlich fundierten Laudatio würdigt Dr. Martin Ortmeier, der Leiter die Niederbayerischen Freilichtmuseen die Verdienste der Jubilare.
Mit einer ebenso persönlichen wie fachlich fundierten Laudatio würdigt Dr. Martin Ortmeier, der Leiter die Niederbayerischen Freilichtmuseen die Verdienste der Jubilare.
Günter Knaus erhält ebenso wie Lambert Grasmann als Geburtstagsgeschenk aus der Hand des Vorsitzenden eine speziell für die jeweilige  Tätigkeit gestaltete Keramikplatte.
Günter Knaus erhält ebenso wie Lambert Grasmann als Geburtstagsgeschenk aus der Hand des Vorsitzenden eine speziell für die jeweilige Tätigkeit gestaltete Keramikplatte.
Die Unterstützung von Elfriede Grasmann (vorne) und Erika Knaus in all den Jahren wird vom Heimatverein mit Blumen gewürdigt.
Die Unterstützung von Elfriede Grasmann (vorne) und Erika Knaus in all den Jahren wird vom Heimatverein mit Blumen gewürdigt.
Die unermüdliche ehrenamtliche Tätigkeit der Jubilare für das weit über die Grenzen des Landkreises Landshut geschätzte Heimatmuseum spricht Stellvertretender Landrat Rudi Lehner an.
Die unermüdliche ehrenamtliche Tätigkeit der Jubilare für das weit über die Grenzen des Landkreises Landshut geschätzte Heimatmuseum spricht Stellvertretender Landrat Rudi Lehner an.
Zweiter Bürgermeister Johann Sarcher drückt seine Zufriedenheit aus, dass die Stadt mithelfen konnte, die Nachfolgefrage in Museum und Heimatverein überzeugend zu beantworten.
Zweiter Bürgermeister Johann Sarcher drückt seine Zufriedenheit aus, dass die Stadt mithelfen konnte, die Nachfolgefrage in Museum und Heimatverein überzeugend zu beantworten.
Die Adlkofener Geigenmusi bringt a capella einen Geburtstagsgruß dar.
Die Adlkofener Geigenmusi bringt a capella einen Geburtstagsgruß dar.
Auch im Namen des stellvertretenden Vorsitzenden bedankt sich Lambert Grasmann für die Ehrungen.
Auch im Namen des stellvertretenden Vorsitzenden bedankt sich Lambert Grasmann für die Ehrungen.
Annika Janßen (rechts) derzeit noch am Museum in Weißenhorn tätig, wird ab dem Jahr 2018 die Nachfolge von Lambert Grasmann als Museumsleiterin antreten.
Annika Janßen (rechts) derzeit noch am Museum in Weißenhorn tätig, wird ab dem Jahr 2018 die Nachfolge von Lambert Grasmann als Museumsleiterin antreten.

Lambert Grasman, Laudatio zu seinem 80. Geburtstag

Günter Knaus, Laudatio zu seinem 80. Geburtstag

Vilsbiburg, 19. August 2017, 19:30 Uhr

Dr. Martin Ortmeier

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

verehrter Herr Vorsitzender Barteit,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

es freut mich sehr, dass ich teilnehmen darf an diesem Festtag. Und ich freue mich über die Anerkennung, die Sie heute diesen zwei Männern Lambert Grasmann und Günter Knaus und mit den beiden dem Heimatverein und dem Museum angedeihen lassen.

Ich versuche mir vorzustellen, wie das war in den späten dreißiger Jahren, den Kriegs- und Nachkriegszeiten hier in Vilsbiburg. Ich habe die Buben Lambert und Günter vor Augen, auf dem Schulweg, im Pausenhof, beide nicht in feinsten Zwirn gekleidet.

Sie kennen, meine sehr geehrten Damen und Herren, sicher aus Ihren eigenen Schulzeiten noch die Situation im Schulhof: Da steht eine Gruppe beisammen und Sie treten hinzu. Die einen schließen die Reihen nd schieben die Schultern auf. Die anderen öffnen ihren Kreis, wenden Sich Ihnen zu um zu signalisieren Du sollst nicht draußen bleiben und sie lassen dich teilnehmen an der Gesellschaft.

So offen habe ich Lambert Grasmann und Günter Knaus erlebt. Und sie waren damit nicht Exoten im Kreis des Heimatvereins Vilsbiburg, sondern Repräsentanten einer Grundhaltung, die diesen Verein prägt und den diese beiden wohl in dieser Grundhaltung mitgeprägt haben.

Günter Knaus habe ich erst im Jahr 2003 kennengelernt, als wir in Kleinbettenrain bei der Girgnma-Sölde Hafnerbruchgruben ausgehoben haben.

Alle vier Grabungs-Kampagnen der Jahre 2003 bis 2005 hat er geduldig mitgemacht: Er hat in Sieben Scherben gewaschen, die mit Spachteln aus den Gruben geborgen wurden, er hat Knöchelchen und sonstige andere Fundstücke aussortiert, hat die Keramikbruchstücke gebürstet, sortiert, beschriftet. Das ist eine archäologische Arbeit, die besonders schön ist, wenn man sie in Gesellschaft von Gleichgesinnten erledigen kann und erleben darf.

Lambert Grasmann bin ich schon 1984 begegnet, es war irgendeine Veranstaltung des Bezirksheimatpflegers Hans Bleibrunner. Fritz Markmiller war damals mit dabei. Sie hatten Pläne mit der Zeitschrift „Der Storchenturm“ und sicher noch vieles andere Gemeinsame. Für diese drei erfahrenen Heimatforscher wäre es ein Leichtes gewesen, den jungen Kunstgeschichtler Ortmeier, der noch dazu seine Leidenschaft für die Kunst der Moderne nicht verbergen wollte, außen vor zu lassen. Stattdessen durfte ich in meinen frühen Berufsjahren viele Anregungen von diesen drei Leuten erfahren:

Hans Bleibrunner hatte ein untrügliches Gespür für das Wirkungsvolle und das politisch Durchsetzbare. Fritz Markmillers Anliegen war die lückenlose Auswertung der schriftlichen Quellen in den staatlichen und kirchlichen Archiven, und er pochte darauf, dass man selbst an die Originalquelle geht und sich nicht auf publizierte Auszüge verlässt. Das Aufspüren der Quellen zur Heimatkunde und die eigene Auswertung und Publikation dieser Quellen waren seine Leidenschaft.

Lambert Grasmann tat das, was am wenigstens Anerkennung oder gar Ruhm verschaffte. Er ging hinaus zu den Leuten, die von der Zeit berichten konnten, die noch nicht geprägt war von Normierung, Bürokratisierung, Technisierung, Internationalisierung und Arbeitsteilung. Er suchte die letzten Zeugen dieser ganzheitlichen Lebens- und Arbeitsexistenz auf, die im Verlauf der 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts ganz still verschwunden ist. Und deren Verlust uns, die wir sie noch in ihren Ausläufen erlebt haben, schmerzt.

Die universitäre Volkskunde begann damals, diese Vorgehensweise durch den neuen Namen Feldforschung zu veredeln. Grasmann tat diese heimatkundliche Basisarbeit, weil es – so formulierte er das – „weil es jetzt gemacht sein muss“.

Um ein Beispiel zu nennen: Als wir 2016 begannen, zur Eingabeplanung für den Wiederaufbau der Girgnma-Sölde im Freilichtmuseum die Hafnerstube mit ihren Arbeitsplätzen zu rekonstruieren, da war nur einer da, den wir fragen konnten: Lambert Grasmann.

Er hat zur rechten Zeit mit den alten Hafnern Georg und Benno Zettl geredet und hat sich erläutern lassen, wie das war in der Stube mit der Glasurmühle, den zwei oder drei Drehscheiben, dem Deckel zum Lehmkeller mitten in der Stube, dem Esstisch und zumeist auch noch einer Bettstatt.

Auf der Girgnma-Sölde wurde – anders als „beim Uiderl“ in Bödldorf – schon im ganzen 20. Jahrhundert keine Hafnerei mehr betrieben, das Ehepaar Winterstetter hat die kleine Landwirtschaft mit Milchvieh bewirtschaftet.

Dass wir Photos der letzten Bewohnerin des Girgnma-Anwesens haben und dass 1988 volkskundliche Interviews mit dieser Landwirtin Theresia Winterstetter geführt wurden, das verdankt das Freilichtmuseum den Heimatkundlern Grasmann und Knaus. Zu der Zeit war nämlich damals vor bald dreißig Jahren überhaupt nicht die Rede davon, dass dieses Hafnerhaus einmal ins Freilichtmuseum kommen soll.

Der renommierte Journalist Hans Kratzer hat am 31. Januar 2017 in der Süddeutschen Zeitung über das Schicksal des Uiderl-Anwesens berichtet. In dem Beitrag heißt es einmal ganz lapidar: „Die Behörden zaudern“. Knaus und Grasmann haben nicht gezaudert, sie haben gehandelt zur rechten Zeit.

Lambert Grasmann hat aus innerster Überzeugung zur rechten Zeit das getan, was Pier Paolo Pasolini 1974 in seinem Essay „Enge der Geschichte und Weite der bäuerlichen Welt“ so formuliert hat:

„Es ist diese grenzenlose, vornationale und frühindustrielle Welt, die bis vor wenigen Jahren überlebt hat, der ich nachtrauere. (…) Ob ich diesem bäuerlichen Universum nachtrauere oder nicht, bleibt letztlich meine Angelegenheit, aber das soll mich keineswegs hindern, an der gegenwärtigen Welt, so wie sie ist, Kritik zu üben“.

Pasolini hat den radikalen Wandel der italienischen Gesellschaft, den diese ebenso wie Niederbayern binnen weniger Jahrzehnte erlebte, analysiert, Grasmann hat, ohne von diesem Essay zu wissen, zur selben Zeit nach dieser Erkenntnis gehandelt. Ihn hat seine Erkenntnis aber nicht zur Gesellschafts- und Zeitkritik veranlasst, er hat gesammelt, dokumentiert, analysiert, geforscht. Und sein Forschen war nie ein distanziertes in Archiven, Bibliotheken und Studierstuben. Es war teilnehmendes Forschen an den lebendigen Quellen, in Kontakt mit den Gewährsleuten.

Mit Keramik hatte ich bis zu meinem Dienstbeginn in den niederbayerischen Freilichtmuseen im Jahr 1984 nichts zu tun gehabt. Mir war allenfalls der Unterschied von Bone China Porzellan und Fayence bekannt. Aber handwerkliche Irdenware, Steingut, Steinzeug, Braunware, Reduktionsbrand, Bleiglasur, graphitierte Ware usw., das alles habe ich erst im Kontakt mit Lambert Grasmann kennen und lieben gelernt.

Wie so manchem anderen ist es auch mir so ergangen: einmal Keramik immer Keramik.

1987 hat das Freilichtmuseum Finsterau eine Ausstellung gemacht mit dem Titel „Keramik in Niederbayern“. Heute weiß ich, wie vermessen das war. Das hatte sich Grasmann wahrscheinlich damals schon gedacht – aber er hat es nicht gesagt, sondern er hat mich unterstützt, so gut er es als ganztags Berufstätiger konnte.

Anlass für die Ausstellung war gewesen, dass mein Museum damals die Passauer Keramiksammlung Rauscher gekauft hat, eine Sammlung mit einem Schwerpunkt auf markierter Obernzeller und Passau-Ilzstädter Ware. Wir haben uns für diese Ausstellung vom Heimatmuseum Vilsbiburg ein Kröninger Nadelkörbchen ausgeliehen.

Es war nicht direkt meine Schuld, dass dieses wertvolle Gefäß zu Bruch ging, aber ich hatte nicht die nötige Vorsorge getroffen. Zur Restaurierung haben wir in Absprache mit dem Leihgeber eine der besten Keramikrestauratorinnen herangezogen. Ich weiß nicht mehr, war es Elena Agnini oder war es Simone Bretz. Jedenfalls, nur erfahrene Augen sehen heute die Instandsetzung.

Das Freilichtmuseum hat darüber hinaus einen Ausgleich geleistet, so dass Lambert Grasmann guten Gewissens für sein Museum feststellen konnte, dass es schadensfrei gestellt wurde. Für mich war es ein Canossagang, als ich dem Vilsbiburger Museumsleiter den Schaden berichten musste. Aber der Keramikpapst Lambert Grasmann hat mich das nie spüren lassen – und ich durfte Dorfkönig bleiben.

1995 kamen wir erneut zusammen, als ich in Massing die Ausstellung „Per Handschlag – die Kunst der Ziegler“ machte. Lambert Grasmann und – wenn ich mich recht erinnere – Herr Grötzinger haben mir dazu Begegnung mit Leuten in der Vilsbiburger Partnerstadt Buja ermöglicht. Dieser fachlich und menschlich sehr wertvolle Kontakt ist für mich leider wieder abgebrochen, weil mich andere Themen beansprucht haben, bedingt durch Translozierungsmaßnahmen: Kegelbahnen, Tanzsäle, Seilerei, Granit, Wiesenwässerung usw.

Und da beneide ich Lambert Grasmann ein wenig. Ihm ist es gelungen, sich die Konzentration auf die Hafnerei zu bewahren, obwohl er Hunderte anderer Felder in und für sein Museum beackert hat.

Das Jahr 2003 hat mich schließlich wieder zur Kröniger Hafnerei geführt. Das Freilichtmuseum Massing hatte die Girgnma-Sölde in  Kleinbettenrain für eine Übertragung nach Massing gekauft. Vor einer Abtragung des Hauses – das war keine Frage – mussten nicht nur ein detailliertes Bauaufmaß, eine Photodokumentation gemacht und eine Befunduntersuchung der Wandfassungen durchgeführt werden. In diesem Fall war auf der Hofstelle der Boden auf Spuren der Hafnerei mit archäologischen Methoden zu untersuchen.

Die vier Grabungskampagnen der Jahre 2003 bis 2005 zählen zu den schönsten Erlebnissen meiner Museumszeit. Unter fachlicher Begleitung, aber mit viel ehrenamtlicher Leidenschaft haben Lambert Grasmann und Günter Knaus mit Helferinnen und Helfern aus dem Heimatverein in und vor dem alten Haus Werkstattbruchgruben ausgehoben und die Bodenspuren des Brennofens freigelegt. In die Interpretation dieser Bodenspuren haben sie ihr reiches Wissen vom Handwerk der Hafnerei eingebracht.

Dieser Vilsbiburger Hilfestellung verdanke ich es, wenn ich demnächst auf guten fachlichen Grundlagen die Rekonstruktion dieses Kröninger Hafneranwesens im Freilichtmuseum Massing anpacken kann.

Es wird Sie wohl alle interessieren, wie es weitergeht mit dem Haus, das seit vielen Jahrzehnten leersteht und seit bald zwei Jahrzehnten im Eigentum des Museums ist. Nach mehrjährigem Kampf liegt nun die Genehmigung des Landratsamts vor.

Inzwischen steht auch die Finanzierung, und wenn uns die gute Auftragslage der Handwerker bei den Ausschreibungen der Baugewerke keinen Streich spielt, dann wird noch heuer die Abtragung und die Zwischenlagerung gelingen, 2018 soll der Aufbau im Gange sein.

2020 werden in der Stube der Girgnma-Sölde wieder zwei Hafnerarbeitsplätze eingerichtet sein. Warum zwei und nicht drei, wie in manchen anderen Hafnerhäusern? Weil das Heimatmuseum Vilsbiburg 1988 Interviews mit der letzten Bewohnerin Theresia Winterstetter geführt hat und wir aus dieser Befragung wissen, dass es auf der Girgnma-Sölde nur zwei waren, nämlich an den beiden Fenstern, die nach Süden schauen.

Lambert Grasmann und Günter Knaus haben damals für das Freilichtmuseum Massing das getan, was sie schon mehrmals zuvor gemacht hatten. Sie haben Werkstattbruchgruben geborgen, die durch Baumaßnahmen gefährdet waren. Ich erinnere mich an eine Würdigung, die der Keramikfachmann Werner Endres 2014, kurz vor seinem Tod, für Vilsbiburg niedergeschrieben hat:

„(Grasmanns) langjährige Mitarbeiter und Helfer blieben bei der Stange und legten bis heute über viele Jahre wiederholt diese wichtige Fundgruppe/Materialgruppe ‚Werkstattabfälle’ der einheimischen Irdenware frei und bearbeiteten sie gründlich.“ Endres erinnert an die Not-Grabungen in Kleinbettenrain 1981, in Hundspoint 1988 und in Otzlberg 1990.

Endres ergänzte:

„Bei so langer Bekannt- und Freundschaft und angesichts einer seit Jahren intensiven Kooperation mit Lambert Grasmann auf fast immer dem gleichen Forschungsfeld, der handwerklichen Keramik Niederbayerns, vergisst man irgendwann einmal, wie und wann das eigentlich begonnen hat.“ Es waren die „jährlichen Teilnahmen bei den Jahrestreffen des Arbeitskreises für Keramikforschung an mehr als 20 verschiedenen europäischen Tagungsorten zwischen Nord und Süd und Ost und West“.

2010 hat Lambert Grasmann die Erträge seiner eigenen jahrzehntelangen Forschung und die Forschungsergebnisse seiner Freunde und Kollegen in einem Buch zusammengefasst. Es ist sein opus magnum und es wird wohl auf lange Zeit das grundlegende Kompendium zur Hafnerei dieser Region bleiben: „Die Hafner auf dem Kröning und an der Bina“, 408 Seiten.

Er konnte sich dabei auf Quellen stützen, die er selbst mit einer kleinen Zahl von Kolleginnen und Kollegen über Jahre und Jahrzehnte hinweg zusammengetragen und erschlossen hat.

Viele Quellen im Archiv des Heimatmuseums Vilsbiburg warten noch auf ihre Auswertung. Diese Auswertung ist aber ohne Eile. Was keinen Aufschub geduldet hätte, das war das Zusammentragen und Schaffen dieser Quellen.

Und da war Günter Knaus zur rechten Zeit da. Er hat photographiert, er hat Filme gedreht und er hat Tonbandaufzeichnungen von den Gesprächen mit alten Gewährsleuten der Kröninger Hafnerei mitgeschnitten. Den Wert dieser Dokumente können wir heute nur erwägen, in der Zukunft wird er sich erweisen.

Wenn Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, landauf, landab hören, mei, da hätt halt damals einer mitschreiben müssen! da wenn einer ein Tonband hätt laufen lassen! – wenn Sie so etwas hören, dann denken Sie an den Heimatverein Vilsbiburg und an seinen Dokumentar Günter Knaus: Er hat nicht bloß davon geredet, er hat es getan. Er hat zugehört und mitgeschrieben, er hat ein Tonband laufen lassen, er hat seine Kamera dabei gehabt, wenn ein Georg oder Benno Zettl von der Hafnerei und vom Leben und Wirtschaften als Hafner auf dem Kröning erzählt hat. Wissen Sie, was man da vor allem braucht? – und das sagt  

Ihnen einer, der das leider überhaupt nicht hat, da braucht man Geduld, Geduld und nochmals Geduld.

Günter Knaus hätte schon das Zeug, einen kurzweiligen Film vom „letzten seines Standes“ zu drehen und dafür die historische Wirklichkeit fernsehmäßig ein wenig aufzuhübschen. Aber er hat sich der nüchternen Quelle verschrieben.

Das ist ein unschätzbarer Dienst am Heimatverein, es ist ein Dienst an der Heimatforschung und der Identitätsbewahrung dieser heimatlichen Region, und es ist Ehrfurcht vor den vielen Menschen, die über Jahrhunderte hinweg hier in der Gegend die Produktion von Irdenware auf ein handwerkliches Niveau gebracht haben, das heute nur noch sehr wenige Keramiker zu erreichen in der Lage sind.

Auch wenn Sie meinen, meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie hätten die Haferln im Heimatmuseum alle schon zur Genüge gesehen. Schauen Sie noch einmal und bewundern Sie, wie da die Henkel angarniert sind, wie die Krägen abgedreht sind, welch sinnreiche und zugleich schöne Profile und Gefäßformen Sie da sehen können. Und vor allem, es ist unvergleichlich, wie dünn der Scherben bei den Schüsseln und Sieben und Haferln und Krügen hier ausgezogen ist – ohne dass diese Gefäße dadurch an Stabilität verloren hätten.

Wir sind heute hier zusammengekommen, meine sehr geehrten Damen und Herren, um die zwei Heimatforscher Lambert Grasmann und Günter Knaus zu ehren. Mit den beiden ehren wir alle, die durch ihre Arbeit, ihr Leben, ihr Geschick und ihren Fleiß in unserer Heimat Anlass gegeben haben, zu dokumentieren und zu forschen.  

Ich bitte Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, schauen Sie sich auf diese zwei Heimatforscher Lambert Grasmann und Günter Knaus. Und wenn Sie einen der beiden sagen hören: jetzt langt’s, des sollen jetzt amoi andere machen, dann sagen Sie am besten jaja und dann geben Sie ihnen gleich einen Hinweis, wo gerade jetzt etwas den Bach runterzugehen droht und bald nimmer mehr zu sehen, zu hören, für den Verein zu dokumentieren und fürs Museum zu bergen wäre.

Die Stadt Vilsbiburg kann sich glücklich schätzen, einen solchen Heimatverein zu haben und solche Bürger wie Lambert Grasmann und Günter Knaus

Zur Festveranstaltung zum 70. Geburtstag von Lambert Grasmann, 2007

https://www.museum-vilsbiburg.de/zum-70-geburtstag-von-lambert-grasmann-festrede-von-josef-billinger/

In den Zeiten des 30jährigen Krieges trafen ihn schmerzliche Verluste.
Mitten im 30jährigen Krieg, tritt Stephan Thumb im Juli 1644 seinen Dienst auf der Pfarrei Geisenhausen an. Pfarrer Thumb hatte eine schwere Zeit: – von November 1648 bis Mai 1649 herrschte die Pest in Geisenhausen. 1645 stirbt seine Mutter, die Schwester und 1649 der Vater in Geisenhausen. Direkt nach den großen Wirren des Dreißigjährigen Krieges, wird 1649 Stefan Thumb Pfarrer und dann auch Dekan in Frontenhausen. Am 25. Mai 1681 stirbt  Thumb in Frontenhausen. Er liegt in der Pfarrkirche St. Jakobus begraben. Das Porträt-Grabmal aus geflecktem rotem Marmor befindet sich in der hinteren Ecke des nördlichen Seitenschiffes.
            Pfarrer und Dekan, Magister Melchior Thumb
Nachfolger auf der Pfarrei Frontenhausen wurde 1681 sein Vetter (Couseng) Melchior Thumb (geb. 1642, gest. 31.05.1715). Auch er wurde in der Pfarrkirche von Frontenhausen begraben, ein schönes Grabmal mit Inschrift und Wappen erinnert an ihn.
Peter Käser
Zum Weiterlesen

Die Stifterdarstellung auf dem Sebastianifresko in der Pfarrkirche

Im Inneren der Vilsbiburger Pfarrkirche befindet sich an der nördlichen Wand im Presbyterium ein 3,60 x 2,90 Meter großes spätgotisches Fresko, mit der Marterdarstellung des hl. Sebastian. Am linken Rand wird der Stifter dargestellt – Ritter Heinrich Ersinger in Rüstung; – dabei ist auch die Wappendarstellung des adeligen Stammes der Ersinger zu Dorfacker und Berg

Zum Weiterlesen

Neben dem Patroziniumsfest der Pfarrkirche Vilsbiburg am 15. August – der Himmelfahrt von Maria, wurde im Januar das Hochfest des Hl. Sebastian von deren Bruderschaft gefeiert. Alle sieben Jahre war eine Wallfahrt nach Ebersberg zur Hirnschale des Pestheiligen, einer Reliquie des Hl. Sebastian. Ein großes Fresko in der Pfarrkirche erinnert noch heute an die Verehrung. Der große Ebersberger Benediktinerabt Sebastian Häfele (1472-1500, † 1504), ein Töpfersohn aus Vilsbiburg, förderte die Sebastiani-Wallfahrt. Er ist in Ebersberg begraben.

Zum Weiterlesen

Von reichen Herzögen und kleinen Leuten
Mit kleiner Verzögerung durch die Aktionsbeschränkungen in der Corona-Hauptzeit ruft der Heimatverein Vilsbiburg nun noch im Sommer ein neues Format ins Leben. Zukünftig wird es in den Monaten April bis September immer am ersten Wochenende des Monats, Sonntag 14.30 Uhr einen öffentlichen Stadtrundgang geben. Dabei setzen die ehrenamtlichen Rundgangsleiterinnen und -leiter ihre eigenen inhaltlichen Schwerpunkte.
Beginnen wird die Reihe mit einem Rundgang, geleitet vom aktiven Vereinsmitglied Rudolf Stadlöder am Sonntag, den 2. August 2020. Im Fokus stehen Ereignisse der Stadtgeschichte, die große Veränderungen mit sich brachten – im Erscheinungsbild des Marktes (der Stadt) wie auch im Leben der Menschen. Beginnend bei der Gründung des Marktes, über Krisen, Kriege und Brände bis hin zum Abriss des Unteren Tores, finden sich viele dieser Meilensteine in der Stadtentwicklung. Dieser Rundgang mit dem Titel „Zeiten des Umbruchs“ beginnt, wie alle Stadtrundgänge, an der Nepomukfigur an der großen Vilsbrücke.
Eine zweite Chance ergibt sich für Interessierte am Sonntag, den 6. September 2020. Hier wird Kreisheimatpfleger Peter Barteit einen Rundgang anbieten, der den Titel „Die Stadt der Reichen Herzöge“ trägt und sich auf die Anfänge Vilsbiburgs als Stadt mit vielerlei Privilegien besinnt. Durch einer Reihe solcher Marktgründungen schufen sich die Wittelsbacher Herzöge die Grundlage ihrer späteren Macht. Ein geschulter Blick lässt erkennen, wie erstaunlich viel der mittelalterlichen Anlage des Marktes noch heute zu finden ist.
Sonntag, 4. Oktober 2020

Stadtrundgang „Vom Aschenbrenner zum Krankenhaus. Die obere Stadt in Vilsbiburg“

Im Sommerhalbjahr bietet der Heimatverein Vilsbiburg Stadtrundgänge mit verschiedenen Themenschwerpunkten an. Treffpunkt ist jeweils der erste Sonntag im Monat, 14.30 Uhr. Der Startpunkt für diese Führung ist ausnahmsweise der Eingangsbereich zum Spitalgarten. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich.

Als Angebot vor allem für diejenigen, die im Corona-Sommer entschieden haben, ihren Urlaub daheim zu verbringen, bietet der Heimatverein diese beiden Rundgänge kostenlos an. Allerdings müssen die Teilnehmenden vor Ort ihre Kontaktdaten hinterlassen.  Da ein Mindestabstand von 1,5 Metern gewährleistet werden muss, ist die Teilnehmerzahl auf 15 Personen begrenzt. Bei starkem Regen entfällt die Veranstaltung ersatzlos.

Info:
Sonntag, 2. August 2020, 14.30 Uhr: „Zeiten des Umbruchs“, Treffpunkt Vilsbrücke
Sonntag, 6. September 2020, 14.30 Uhr: „Die Stadt der Reichen Herzöge“, Treffpunkt Vilsbrücke
Sonntag,4. Oktober 2020, 14:30: „Stadtrundgang „Vom Aschenbrenner zum Krankenhaus. Die obere Stadt in Vilsbiburg“ Der Startpunkt für diese Führung ist ausnahmsweise der Eingangsbereich zum Spitalgarten. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Weitere Informationen auf www.museum-vilsbiburg.de oder www.facebook.com/museumvilsbiburg. Für Fragen können steht Museumsleiterin Annika Janßen-Keilholz unter 08741/305-170 o. janssen@vilsbiburg.de gern zur Verfügung.

Der Stadtturm als höchster Bau am Stadtplatz und als Wahrzeichen Vilsbiburgs war über Jahrhunderte ein wichtiger öffentlicher Bau. Er begleitet die Stadtgeschichte in zahlreichen Funktionen: Als Barriere für Händler und Reisende, als Aussichtsplattform und Wohnung für den Türmer und sogar als Gefängnis. (Foto: AHV/ Fotograf unbekannt 1882)
In Stadtrundgängen kann Geschichte lebendig erzählt werden. Der alltägliche Raum, den die Menschen oft achtlos durchschreiten, gewinnt in der Erzählung der kundigen Rundgangsleiter an Tiefe und Spannung. (Foto: AHV/ Weber 2009)

Eine gute Stunde lebendige Geschichte

Jeden ersten Sonntag im Monat bietet der Heimatverein Stadtrundgänge an. Die geführten Spaziergänge haben jeweils verschiedene Themenschwerpunkte. Dieses Mal ging es um die größeren und kleineren Veränderungen in der Stadt im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte.

Pünktlich um 14.30 Uhr und trotz des gerade einsetzenden Regens versammeln sich an der Nepomukfigur an der Vilsbrücke  15 Interessierte – natürlich in gebührendem Abstand – um sich von Rudolf Stadlöder, einem Aktiven im Heimatverein Vilsbiburg, die Veränderungen des Orts  im Verlauf der Geschichte näher erläutern zu lassen.
Einige der wesentlichen Daten kennt der eine oder andere vielleicht noch aus Schulzeiten:
Die erste urkundlich nachweisbare Erwähnung des Orts 1231/1234 in einem „Herzogsurbar“, einer Liste, was dem Herzog gehört und was der Ort „pipurch“ an der Vils dem Herzog abzuliefern hat, die erste Erwähnung 1301 als „stat“ oder der große Stadtbrandt 1366, der mehr als die Hälfte der Stadt in Schutt und Asche legte.
Stadlöder vermag es aber, diese „dürren“ Daten mit Leben zu füllen. Er zeigt, wie und wo sich geschichtliche Ereignisse und Entwicklungen im Stadtbild, in der Architektur und im Alltag der Menschen niedergeschlagen haben.

Geschichte wird lebendig

Die Anlage der Stadt der Stadt mit einer umgebenden Stadtmauer lässt sich noch heute gut erkennen. Teile der alten Mauer finden sich zum Beispiel im Stammlerhof oder am Spitalgarten. Es gibt keine nennenswerten Zugänge zu den Häusern im Stadtkern von hinten, da stand die Mauer, Eingang in die Stadt fand man nur über die zwei bewachten Stadttore. Zwei Tore?
Das untere Tor an der Vils fiel der Stadtentwicklung, dem wachsenden Verkehr und dem Wunsch nach Modernisierung zum Opfer. 1903 wurde das alte Tor mit samt dem alten Rathaus abgerissen und eine neue, moderne Eisen-/Stahl -Brücke an dieser Stelle gebaut. Das veränderte das Stadtbild, wie es seit dem Mittelalter entstanden war, erheblich. Zwar gab es Stimmen, die wieder einen baulichen Abschluss zur Vils hin forderten, die Mehrheit der Stadtbürger aber sprach sich für die neue, moderne „Vilsfreiheit“ aus: Ein Stadtplatz, der sich zur Unteren Stadt und zur Vils hin öffnet, erschien vielen Bürgern den neuen Zeiten angemessener als die alte, historische Anlage – und billiger als ein abschließender Neubau war es zudem. Und so stellt sich uns heute die Stadt vor : Dem Alten noch verpflichtet, doch dem Neuen durchaus offen. Man mag es aus heutiger Sicht bedauern, dass die alte mittelalterliche Anlage aufgelöst wurde, doch die Stadt hatte sich gerade seit dem 19. Jahrhundert wirtschaftlich entwickelt, die Anforderungen an Straßen und anderer moderner Infrastruktur hatten sich verändert — und auch der Geschmack hatte sich gewandelt. Gut ablesen lässt sich dies an verschiedenen Häusern am und um den Stadtplatz.

Architektur zeigt Geschichte

Stadlöder führt die Gruppe über den Stadtplatz , zu vielen Gebäuden weiß er etwas zu erzählen, die ein oder andere Anekdote tragen auch die Besucher bei, denn nicht wenige sind „alte“ Vilsbiburger und erinnern sich beispielsweise noch  an das kleine „Kaufhaus Hufnagl“. „Mei, war das nicht da, wo der „Mertel“ heut ist?! Na, der Hufnagl war doch ursprünglich da vorn beim Rathaus!“ …
 Auch bemerkenswert: Die Hausnummer 28, das Haslbeck-Gebäude, ein ehemaliges Gasthaus mit Brauerei. Anhand alter Aufnahmen und Zeichnungen können die TeilnehmerInnen anschaulich erkennen, welchem Stilwandel dieses Gebäude ausgesetzt war. Der Geschmack der jeweiligen Besitzer, aber auch die unterschiedlichen Nutzungen als Gaststätte, Wohnhaus oder Geschäft zeigen sich in der wechselnden Fassade und Fenstergestaltung.

Sehr deutlich wird dies auch am Haus Stadtplatz 33, dem „Urbanhof“. Vor allem August Urban, der Posthalter und vermögende Brauereibesitzer, veränderte den traditionsreichen Brauereigasthof. Er installierte hier  Ende des 19.Jahrhunderts die erste funktionierende Wasserleitung für seine Brauerei und baute in sein Wohnhaus zudem das erste Wasserklosett im ganzen Umkreis ein. Überhaupt die Gaststätten und Brauereien: 14 davon gab es zeitweise in Vilsbiburg, und einige von ihnen zeugen noch heute durch ihre imposanten Gebäude von der ehemaligen Bedeutung.
Dass nicht alle schönen Ensembles erhalten geblieben sind, zeigt Rudi Stadlöder mit Fotos von den Stammler-Arkaden, wunderbare hölzerne Umgänge und Balkone, die in den 1960er Jahren abgerissen und durch wenig interessante Bauten ersetzt wurden. Heute, so ist zu hoffen, würde man mit der Geschichte vielleicht etwas sorgsamer umgehen.

Die meisten Häuser am Stadtplatz entstanden in ihrer jetzigen Form gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Es war eine Zeit des wirtschaftlichen und technischen Aufbruchs. Angeregt durch die Reichseinigung sowie die französischen Reparationen nach dem Krieg 1870/71, der technische Fortschritt  und der Ausbau der Eisenbahn profitierten auch Landstädte, wie Vilsbiburg von der neuen Zeit. 1883 wurde die Stadt an die Eisenbahn angeschlossen, 1929 schließlich erhielt der Ort wieder das Stadtrecht, das dieser 1367, nach dem verheerenden Brand, verloren hatte.
Der Umzug der Post ins Haus Nr.29, die Umwidmung der ehemaligen Winkler`schen Wirtshäuser 1923 zur Sparkasse, die Entwicklung des Hauses Nr. 30, vom Steinbräu über das bayrische Rentamt zur heutigen VHS … Die sehr interessierten BesucherInnen ließen sich auch vom Regen nicht abhalten und fragten, ergänzten oder diskutierten. So wurde aus der geplanten Stunde im wahrsten Sinn eine „gute Stunde“ lebendige Lokalgeschichte.

Roger Jopp

Info
Weitere Stadtrundgänge, die vom Heimatverein organisiert werden:
Sonntag, 6. September 2020, 14.30 Uhr „Stadt der Reichen Herzöge“ mit Peter Barteit (Treffpunkt: Vilsbrücke)
Sonntag, 4. Oktober 2020, 14.30 Uhr „Vom Aschenbrenner zum Krankenhaus – Vilsbiburgs Obere Stadt“ mit Lambert Grasmann (Treffpunkt: Spitalgarten)
Das Heimatmuseum ist jeden Sonntag von 10.00 bis 12.00 Uhr geöffnet.

Der Stadtturm als höchster Bau am Stadtplatz und als Wahrzeichen Vilsbiburgs war über Jahrhunderte ein wichtiger öffentlicher Bau. Er begleitet die Stadtgeschichte in zahlreichen Funktionen: Als Barriere für Händler und Reisende, als Aussichtsplattform und Wohnung für den Türmer und sogar als Gefängnis. (Foto: AHV/ Fotograf unbekannt 1882)
In Stadtrundgängen kann Geschichte lebendig erzählt werden. Der alltägliche Raum, den die Menschen oft achtlos durchschreiten, gewinnt in der Erzählung der kundigen Rundgangsleiter an Tiefe und Spannung. (Foto: AHV/ Weber 2009)

als Abt des Kloster Sankt Veit an der Rott

Am 16. Oktober 1372 wird die Kirche von Vilsbiburg durch den niederbayerischen Herzog Friedrich an das Kloster Sankt Veit bei Neumarkt an der Rott übereignet. Und Vilsbiburg ist bis zur Säkularisation 1802 den Benediktinerpatres unterstellt, die als Vikare, die von St. Veit abgesetzte Pfarrei leiten. Das gute Leben in Vilsbiburg, fernab des strengen Konvents, vergleichen die Patres mit „der schönen Rachel“, im Gegensatz mit dem stupiden Klosterleben „der triefäugigen Lea“. Mancher in Vilsbiburg eingesetzte Vikar, kam als Abt in das Kloster St. Veit zurück.

Den in Altfraunhofen 1692 geborenen, späteren Abt Gregor II. Kirmayr schickte der St. Veiter Abt zum Studieren nach München und Salzburg. Der relativ junge Geistliche wurde 1721 zum Abt des Benedikinerklosters St. Veit gewählt. Er vertrat den Konvent als „Mitverordneter des Unterlandes“ auf den herzoglichen Landtagen in Landshut. Wo er die besondere Hochschätzung des Kurfürsten Maximilian Joseph erfuhr. Sechsspännig fuhr er mit der Kutsche zur Fronleichnamsprozession nach München.

Auf Stichen und Gemälden wird er mit einer Uhr dargestellt. Er konnte anhand der Uhr genau seine Sterbestunde voraussagen. 43 Jahre leitete er den Konvent, und nicht immer hatte er sich durch menschliche Stärke hervorgetan. Zu seinen Konventualen war er hart, unbeugsam und starrsinnig, bis zu seinem Tode im Jahr 1764.
Und dennoch hatte er viel geleistet und das Kloster mit seinen Bauten auf Vordermann gebracht – Abt Gregor II. Kirmayr – ein geborener Altfraunhofener.
Peter Käser
Zum Weiterlesen