Im Oktober 1973 werden die umgestalteten und erweiterten Ausstellungen eröffnet

 

Vilsbiburg. Es ist nur ein kleines Jubiläum und auch eines, das keinen großen Festakt erfordert. Aber es erinnert doch an eine wichtige Markierung auf dem Weg des Heimatmuseums durch seine Geschichte seit dem Jahr 1910. Ereignisreich ist die Reise von der kleinen Sammlung im Haus Kirchenweg 1, das in diesen Tagen durch die denkmalgerechte und doch moderne Umgestaltung zu einer Kinderkrippe Aufsehen erregt. Im Jahr 1958 erfolgt der Umzug in das ehemalige Heilig-Geist-Spital neben dem Stadttor und zum Volksfest desselben Jahres die Wiedereröffnung in drei Zimmern und dem dazugehörigen Gang des ersten Obergeschosses. Doch das Museum vermag es nicht so recht, sich im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu etablieren. Vielleicht hat Bezirksheimatpfleger Dr. Hans Bleibrunner Recht, wenn er den Schritt in das Spitalgebäude zwar als Anfang bezeichnet, den Beständen jedoch attestiert, sie seien viel zu stark zusammengedrängt. Daher müsse die Stadt weitere Räume in dem Anwesen zur Verfügung stellen.

 

Doch diese Bestrebungen wollen nicht so recht vorankommen. Schon zwei Jahre nach der Neueröffnung bleibt die Ausstellung geschlossen und die Vorstandsmitglieder des Heimatvereins vergessen über gegenseitige Schuldzuweisungen ihre Aufgabe, das Museum weiter zu entwickeln. Folglich tritt der Verein in den Jahren zwischen 1960 und 1967 mit keinerlei Aktivitäten an die Öffentlichkeit. Erst eine Aufforderung des Amtsgerichts Vilsbiburg, die fällige Neuwahl nachzuholen, beendet diesen Dämmerschlaf. Josef Billinger, der damalige 2. Vorsitzende des Heimatvereins und Bürgermeister der Stadt Vilsbiburg ergreift die Initiative, lädt zu einer Mitgliederversammlung ein und wird auch prompt zum Vereinschef gewählt. Im April 1968 erscheint erstmals ein Mitteilungsblatt, in dem vom Eintritt einer Gruppe jüngerer Leute um den späteren Museumsleiter Lambert Grasmann berichtet wird.

 

Dieser Zuwachs an ehrenamtlich tätigen Mitarbeitern lässt im Bürgermeister und seinem Stadtrat offenbar das Vertrauen in eine gute Zukunft des Heimatmuseums wachsen. Jedenfalls geht man Anfang des Jahres 1970 von einer Vergrößerung der Ausstellungen im gesamten vorderen Teil des Spitalgebäudes aus und genehmigt gleichzeitig die notwendigen Umbaumaßnahmen. Nun ist das junge Team, das im Februar 1973 auch in die Vorstandsarbeit integriert wird, gefordert – und es wird die Erwartungen nicht enttäuschen. Schon im Oktober desselben Jahres kann das völlig neu aufgestellte Museum, das sich von drei Zimmern auf drei Stockwerke ausgeweitet hat, der Öffentlichkeit präsentiert werden. Und dieses Wochenende wird ein durchschlagender Erfolg. Am Samstag, 20. Oktober kommen einige hundert Besucher zu einem Volksmusik-Hoagarten in die Aula der Hauptschule. Der Sonntagvormittag erlebt einen Festakt im Spitalgarten und am Nachmittag des Eröffnungstages wollen beim Tag der offenen Tür mehr als tausend Besucher die neuen Ausstellungen sehen.

 

Die Kröninger Hafnerkeramik

 

Besonders überrascht sind die Gäste dabei von den vielen verschiedenen Erzeugnissen der Hafner auf dem Kröning und an der Bina. In der völlig neu gestalteten Abteilung wird im gesamten ersten Dachgeschoss mit rund 900 Exponaten die breite Produktionspalette des traditionsreichen Handwerks gezeigt. Dieser Schwerpunkt wird das Museum in den nächsten Jahrzehnten weit über die Grenzen der engeren Heimat hinaus bekannt machen. Schon nach weniger als zwei Jahren erkennt das Museumsteam, mit noch so gut gestalteten Dauerausstellungen allein kann man eine Sammlung nicht anziehend halten. Deshalb wird im Jahr 1975 die erste von nunmehr insgesamt 46 Sonderausstellungen angeboten.

 

Mehrere Erweiterungen und eine große Neuaufstellung nach der Sanierung des Spitalgebäudes in den Jahren 2000 bis 2002 haben die Attraktivität des Heimatmuseums weiter gesteigert. Doch das Museumsteam will sich nicht auf dem in mehr als vier Jahrzehnten erreichten Status ausruhen. Es ist geplant, im zweiten Dachgeschoss neben der im Jahr 2005 eröffneten Abteilung „Ziegelpatscher und Ziegelbrenner im Vilsbiburger Land“ eine weitere Dauerausstellung zu platzieren, in der ländliches Mobiliar gezeigt werden soll. Und natürlich plant Museumsleiter Lambert Grasmann schon die nächste Sonderausstellung. Im Jahr 2014 ist nach langer Pause wieder ein Thema aus dem Kröninger Hafnergebiet an der Reihe.

Noch häuft sich der Bauschutt im ehemaligen Heilig-Geist-Spital, als Bürgermeister Josef Billinger (Mitte) im Jahr 1971 zusammen mit den Vorstandmitgliedern des Heimatvereins die künftigen Ausstellungsräume des Museums inspiziert.
Bezirksheimatpfleger Hans Bleibrunner (rechts) würdigt am 21. Oktober 1973 die in Vilsbiburg geleistete Museumsarbeit. (Fotos: Archiv Heimatmuseum Vilsbiburg)
Das große Interesse der Bevölkerung im Vilsbiburg Land an dem neu gestalteten Museum drückt sich durch den regen Besuch am Nachmittag des Eröffnungstages aus.
In der vollbesetzten Aula der Hauptschule wir die Wiedereröffnung des Heimatmuseums mit einem Volksmusik-Hoagartn eingeläutet.

Die „Steinerne Grenzsäule“ der Herrschaft Seyboldsdorf

Nur noch schwer zu entziffern sind die eingemeißelten Buchstaben und Ziffern.

Die Säule benötigt eine Instandsetzung.
Gleich hinter den letzten Häusern von Vilsbiburg auf der Straße nach Seyboldsdorf, steht rechts der Straße etwas abgesenkt und versteckt, die steinerne Grenzsäule der ehemaligen Herrschaft Seyboldsdorf. Die Säule wurde von den Schulkindern im Rahmen eines Wandertages immer gerne besucht. Die Schreibweise des in Seyboldsdorf ansässigen Grafengeschlechtes war eigentlich immer „Seyboltstorff“ was auch von den rund 35 Grabdenkmälern, die sich noch in der Seyboldsdorfer Pfarrkirche befinden, leicht zu entnehmen ist.

Über vierhundert Jahre hat die alte Grenzsäule schon auf dem Buckel. Auf der schlanken, etwa 2,80 Meter hohen Rundsäule befindet sich ein Giebelklotz mit den schlecht zu entziffernden Relief-Insignien der Adeligen von Seyboldsdorf. An der Südseite ist das herold´sche Stufenwappen der Seyboltstorfer, darüber ein Schriftenband mit den Anfangsbuchstaben A – V – S, welches mit Achatz von Seyboltstorff zu übersetzen wäre. Gegenüber sind die Anfangsbuchstaben C – B – V – S eingemeißelt, was mit Christoph Bernhard von Seyboltstorff zu deuten ist, und ebenfalls das Wappen mit den drei Stufen, welches die drei Familienlinien der Seyboltstorffer zu Niederpöring, Ritterswörth (bei Geisenfeld) und Schenkenau (bei Hohenwarth) bezeichneten. Auf der Ostseite nennt ein Schriftband die Jahreszahl 1593. Gegenüber befindet sich die Abkürzung HGFVZS, was mit Hans Georg Freiherr von und zu Seyboltstorff zu entziffern wäre, sowie die Jahreszahl 1676. Die Steinsäule bezeichnete die südliche Grenze der ehemaligen Hofmark und Grafschaft Seyboldsdorf.

Einer Aufschreibung nach wurde die Säule durch Achatz von Seyboldsdorf im Jahr 1593 errichtet, von den Schweden 1648 in der Mitte entzwei geschlagen und im Jahre 1676 von Hans Georg von Seyboldsdorf wiederum aufgestellt.

Der auf der Grenzsäule genannte Achatz von Seyboltstorff wird urkundlich 1580 bis 1590 zu Altmannstein und Neuhaus genannt. Er war mit Melusina von Preysing verheiratet. Seine Eltern waren Lorenz von Seyboltstorff, Pfleger in Ried 1517 bis 1534, Margareth von Rhain war seine erste Frau, seine zweite war Hedwig von Schwarzenstein.

Die Abkürzung C – B – V – S nennt einen Christoph Bernhard von Seyboltstorff, welcher mit Anna von Münchau verheiratet war. Er hat in Gerzen beim Schloss viel gebaut. Ein Christoph von Seyboltstorff findet sich in der „Stammtafel adeliger Familien“, entworfen von Dr. Ludwig Heinrich Krick. Er vermählt sich 1577 in Straubing mit Regina von Parsberg. Der Wappen-Grabstein von beiden befindet sich in der Pfarrkirche von Ascha, LK Straubing-Bogen. Sie wohnten auf Falkenfels und Flügelsberg, im Gericht Mitterfels. Christoph starb 1606. Die Herren von Seyboltstorff waren von 1510 bis 1606 auf der Burg Falkenfels bei Straubing. Die Eltern von Christoph waren Sigmund von Seyboltstorff zu Falkenfels, welcher mit Sabina von Murach verheiratet war.

Die weitere Nennung auf der Grenzsäule gehört zum Freiherrn Hans Georg (Graf seit 1692) von Seyboltstorff. Die ganze Freiherrliche Familie in Bayern wird am 31. Dezember 1692 durch die kaiserliche Ernennung zum Grafen erkannt und ausgeschrieben. Hans Georg war Kastner in Landshut von 1659 bis 1662, Pfleger in Hengersberg 1663 bis 1669 und Moosburg von 1669 bis 1690, auch geheimer Rat, Vizedom (= herzoglicher Stellvertreter) in Straubing und Landshut 1683 bis zu seinem Tode 1699. Er heiratet 1667 Maria Franziska Gräfin von Fugger und Nothaft auf Taufkirchen, welche 1697 verstorben ist. Beide hatten drei Söhne. Hans Georg kauft am 6. November 1676 die Hofmark Göttlkofen von Wolf Adam von Fraunhofen.

 

Das Adelsgeschlecht der „Freyen“ von Seyboldsdorf wurde 1643 und 1669 durch Kaiser Ferdinand III. in den Reichs-Freiherrenstand erhoben. 1692 erlangten die Freiherren unter Kaiser Leopold die Reichs-Grafenwürde mit einer Vermehrung im Wappen, einem Herzschild und der neunzackigen Grafenkrone. Sie gehörten zum Ältesten und Besten hochfreien Adel und waren Dienstmänner der Herzöge und der Kirche.

 

Im Geheimen Landesarchiv des Hauptstaatsarchivs München unter Nr. 1018, befindet sich auf Seite 239`f die Beschreibung der Hofmark Seyboldsdorf vom Jahr 1619. Alle drei Schlösser in Seyboldsdorf sind gemauert. Interessant ist auf Seite 240 der Schriftsatz über die steinerne Säule: „Die Überantwortung der Mallefiz Personen, geschieht von Seyboldsdorf aus nach Biburg am Schachtenholz, bei ainer Stainern Creizseillen. Alda des ordentlich gewerkh ist.“ Die Überantwortung strafbarer Personen, die sich im Hofmarksbezirk Seyboldsdorf aufgehalten haben wurden an dieser steinernen Säule – die aus ordentlichem Material gemacht ist – nach Biburg dem Amtmann oder Schergen überstellt.

 

Die steinerne Grenzsäule an der Straße nach Seyboldsdorf gehört zu den historischen Relikten die unsere schöne niederbayerische Heimat zu bieten hat: Erinnerungen an eine herrschaftliche Hofmark, den Freiherren und dem Grafengeschlecht der Seyboltstorffer. Die Schrift im oberen Teil der Säule ist nur noch vom Kenner zu entziffern, sie müsste nachgearbeitet, restauriert werden. Vielleicht findet sich ein herzhafter Gönner der dieser 400 Jahre alten, kulturgeschichtlich doch wertvollen Granit- und Grenzsäule wieder zu einem jugendlichen Aussehen verhilft.

Peter Käser

Frauensattling Geschichte von Frauensattling, Straßen und Wege, Frühgeschichte

Frauensattling
Geschichte von Frauensattling, Straßen und Wege, Frühgeschichte
Heimatkundler Peter Käser, Binabiburg, berichtet in einer interessanten Dokumentation über die Besiedlung des oberen Vils- und Binaraumes, die bis ins Neolithikum um das Jahr 5000 vor Christus zurück zu verfolgen ist. Er spannt einen weiten Bogen von der ersten Besiedlung bis zur tausendjährigen neuzeitlichen Geschichte Frauensattlings. Ausführlich beschreibt er die archäologischen Funde, alte Wege und Straßen, alte Hausnamen, die Lichtenburg, Römer und Urbayern usw…
Diese spannenden Geschichten können sie nachlesen in der PDF-Datei:
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Vorsitzender Peter Barteit gibt die Einführung.
Vorsitzender Peter Barteit gibt die Einführung.
Zahlreiche Zuhörer sind zum Museumsabend gekommen.
Zahlreiche Zuhörer sind zum Museumsabend gekommen.
Die schwierige Nachkriegszeit mit dem langsamen Wiederaufbau begann in Vilsbiburg mit dem Einmarsch der amerikanischen Truppen am 1. Mai 1945.
Die schwierige Nachkriegszeit mit dem langsamen Wiederaufbau begann in Vilsbiburg mit dem Einmarsch der amerikanischen Truppen am 1. Mai 1945.
Museumsleiter Lambert Grasmann entführt die Zuhörer in eine Zeit in der die Lebensbedingungen mit heute kaum vergleichbar waren.
Museumsleiter Lambert Grasmann entführt die Zuhörer in eine Zeit in der die Lebensbedingungen mit heute kaum vergleichbar waren.
Der Kröninger Saal im Heimatmuseum eignet sich auch hervorragend als Vortragsraum.
Der Kröninger Saal im Heimatmuseum eignet sich auch hervorragend als Vortragsraum.
Mit dem letzten Bild des Vortrages erfolgt gleichzeitig der Hinweis auf das Begleitbuch zur Sonderausstellung.
Mit dem letzten Bild des Vortrages erfolgt gleichzeitig der Hinweis auf das Begleitbuch zur Sonderausstellung.
Der Alte Südliche Friedhof in München hat eine große Geschichte und ist in seiner Gesamtheit als Denkmal geschützt.
Der Alte Südliche Friedhof in München hat eine große Geschichte und ist in seiner Gesamtheit als Denkmal geschützt.
Stadtführerin Carmen Reinstädler (4. von links) wusste über die meisten Grabmäler interessante Geschichten zu erzählen.
Stadtführerin Carmen Reinstädler (4. von links) wusste über die meisten Grabmäler interessante Geschichten zu erzählen.
Natürlich wurde bei dem Besuch auf dem Friedhof auch die letzte Ruhestätte des in Haarbach geborenen Landschaftsmalers Eduard Schleich d. Ä. nicht ausgelassen.
Natürlich wurde bei dem Besuch auf dem Friedhof auch die letzte Ruhestätte des in Haarbach geborenen Landschaftsmalers Eduard Schleich d. Ä. nicht ausgelassen.
Wie sein enger Freund und Weggefährte Schleich ruht auch der Maler Carl Spitzweg auf dem Alten Südlichen Friedhof.
Wie sein enger Freund und Weggefährte Schleich ruht auch der Maler Carl Spitzweg auf dem Alten Südlichen Friedhof.
Wilhelm von Kobell, ebenfalls ein berühmter Maler, war Professor an der Akademie der Bildenden Künste und gehörte damit zur Gefolgschaft von Direktor Peter von Cornelius.
Wilhelm von Kobell, ebenfalls ein berühmter Maler, war Professor an der Akademie der Bildenden Künste und gehörte damit zur Gefolgschaft von Direktor Peter von Cornelius.
Dieses Grabmal von Ferdinand von Schleich, geboren ebenfalls in Haarbach gibt noch Rätsel auf. Ob und wie er mit Eduard Schleich verwandt war, muss noch erforscht werden.
Dieses Grabmal von Ferdinand von Schleich, geboren ebenfalls in Haarbach gibt noch Rätsel auf. Ob und wie er mit Eduard Schleich verwandt war, muss noch erforscht werden.
Armin Ziegltrum, der Mesner von Mariahilf im Münchner Stadtteil Au, zeigt wertvolle liturgische Geräte.
Armin Ziegltrum, der Mesner von Mariahilf im Münchner Stadtteil Au, zeigt wertvolle liturgische Geräte.
Das Genadenbild in München ist im Gegensatz zu Maria Hilf in Vilsbiburg eine Skulptur.
Das Genadenbild in München ist im Gegensatz zu Maria Hilf in Vilsbiburg eine Skulptur.
Ein Blick in das Kirchenschiff, das nach den Zerstörungen des II. Weltkrieges neu gestaltet wurde.
Ein Blick in das Kirchenschiff, das nach den Zerstörungen des II. Weltkrieges neu gestaltet wurde.
Berühmt ist die Kirche in der Au auch durch ihr Carillon.
Berühmt ist die Kirche in der Au auch durch ihr Carillon.
Die Teilnehmer der Heimatfahrt hatten auch die seltene Gelegenheit, den Blick von der obersten Plattform des Turmes über die Dächer der Stadt München zu genießen.
Die Teilnehmer der Heimatfahrt hatten auch die seltene Gelegenheit, den Blick von der obersten Plattform des Turmes über die Dächer der Stadt München zu genießen.
Vor dem großen Hauptportal der Pfarrkirche stellte sich die Reisegruppe abschließend zum Gruppenfoto auf.
Vor dem großen Hauptportal der Pfarrkirche stellte sich die Reisegruppe abschließend zum Gruppenfoto auf.

Tywold Reickher, Rentmeister Herzog Ludwigs, Hofmeister des Klosters Seligenthal in Landshut.

Tywold Reickher, Rentmeister Herzog Ludwigs,
Hofmeister des Klosters Seligenthal in Landshut.

In der Pfarrkirche Ruprechtsberg bei Velden und in der Pfarrkirche von Aich in der Ge-meinde Bodenkirchen sind die Stammbegräbnisse der Reickher mit einigen großen Marmor-Grabmälern. Die Reickher waren Burgverwalter des Regensburger Hochstifts-besitzes Eberspoint bei Velden. 1260 wird Theobald Reigker als Sohn des Ulrichs, von Eberspoint genannt.  
Das Grabmal des 1463 verstorbenen Seligenthaler Hofmeisters Tywold Reickher befin-det sich in der Abteikirche Seligenthal von Landshut.
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Vilssöhl: Kirchen-, Orts- und Hofgeschichte

  Peter Käser, Zenelliring 43/Binabiburg,  84155 Bodenkirchen

Vilssöhl: Kirchen-, Orts- und Hofgeschichte

Der Weiler Vilssöhl liegt in der Verwaltungsgemeinschaft Velden, im Bistum München-Freising und gehört zum Pfarrverband Velden.
Die kleine Schlosskirche die dem heiligen Erasmus geweiht ist, steht unmittelbar an der Vils. Nicht weit davon entfernt stand das Schloß Vilssöhl, das vor 1808 bei den Grafen Von und Zu Alt- und Neufraunhofen im Besitz stand, dann aber in private Hände kam. Die bayerischen Herzöge hatten schon 1230 die Hand auf dem Besitz an der Vils. Auch die weiterführenden Urbare nennen Vilssöhl beim Herzog. Die Ottonische Handfeste 1311 brachte es vermutlich mit sich, dass sich der einfache Landadel das herzogliche Lehen aneignete – und es waren deren Viele.

Zu einem Sitz und Hofmark gehörten natürlich eine große Ökonomie, eine Mühle und eine Kirche. Sie wird als kleine gotische Anlage dem 15. Jahrhundert zugeschrieben. Eine wöchentliche Messe musste der Pfarrer von Holzhausen halten. Die Adeligen der Schleich hatten im Chorgewölbe auf einem Schlussstein ihr Stifterwappen hinterlassen. Heute ist der Stein übermalen. In der Kirche befinden sich gute Skulpturarbeiten um 1480/1500. Einer Votivtafel nach zu urteilen, hat es auch einmal eine Wallfahrt zum heiligen Erasmus von Vilssöhl gegeben.
Die Kirche ist schön restauriert und auch einmal einen Sonntagsausflug wert.

Für eine Haus- und Hofgeschichte wurden im Staatsarchiv von Landshut die Gebäude-Fassion des Steuer-Distrikts Vilssöhl von 1808, der Kataster vom Jahr 1845 und die anschließenden Umschreibhefte für alle Anwesen von Vilssöhl und dem benachbartem Holzhäusel bearbeitet.

So ergibt sich auch für einen kleinen Weiler wie Vilssöhl durch eine Nachforschung ein geschichtliches Bild, das für manchen Interessierten überraschend ist.
Peter Käser
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Vom Bäckersohn in den Adelstand – Professor Christoph von und zu Chlingensperg

Die Chlingensperg auf Schloß Berg bei Landshut
(heute Adelmannschloss).
Bernhard Taddäus Casimir Lorenz
gründete die Familienlinie
          
Vom Bäckersohn in den Adelsstand

Der in Frontenhausen geborene Bayerische Rat Christoph Chlingensperg (1651-1720) erlangte als Rechtsprofessor an der Landesuniversität Ingolstadt durch ein Di-plom vom 27. Oktober 1693 von Kaiser Leopold I. den rittermäßigen Reichsadelsstand mit Wappenbesserung, worauf die kurbayerische Ausschreibung des kaiserlichen Gnadenaktes nach seinem Tode am 11. August 1728 erfolgte. Angehörige dieser 1693 in den Reichsadelsstand erhobenen Familie waren vor allem als Universitätsgelehrte, Verwaltungsbeamte, Politiker und Militärs im Dienste der Wittelsbacher tätig.
Prof. Dr. jur. Christoph von und zu Chlingensperg nannte sich „auf Schönhofen zu Drachenfels und Stöckenrain“. Er heiratete am 4. Januar 1681 Maria Florentina, geb. Freinhueber. Sie war die Tochter des Landshuter Bürgermeisters Martin Freinhueber. Aus der Ehe gingen 12 lebende Kin-der hervor.
Der Sohn Bernhard Taddäus Casimir Lorenz gründete die Linie der Chlingensperg auf Schloß Berg (heute Adelmannschloss) bei Landshut.
1774 ist er in Landshut verstorben und wurde mit seiner Gattin Maria Franciska Victoria in der Pfarrkirche Heilig Blut bei Landshut begraben.
Zwei bedeutende klassizistische Epitaphien in der Pfarrkirche Hl. Blut wurden vom Landshuter Bildhauer Christian Jorhan für Marianne und Jo-seph Maria Bernhard von Chlingensperg auf Berg geschaffen.
Epitaph des Joseph Maria Bernhard von Chlingensperg auf Berg, † 1.03.1811

Friedrich Maximilian Anton von Chlingensperg (1860-1944) auf Berg, war ein bayerischer Beamter und Verwaltungsjurist, der auch als Heimat- und Adelsforscher wirkte.
Dr. Max Anton Beat von Chlingensperg auf Berg (1841-1927) erforschte zwischen 1884 und 1888 ein umfangreiches germanisches Gräberfeld in Kirchberg (Bad Rei-chenhall). Er identifizierte dabei 525 Reihengräber und datierte die Funde auf die Zeit zwischen dem frühen 6. Jahrhundert und dem späten 7. Jahrhundert.
Peter Käser

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Heimatverein versucht seit 25 Jahren mit Erfolg alte Fotos zu identifizieren

Vilsbiburg. Es ist viel Betrieb auf dem alten Vierseithof. Von links wird eine Schafherde ins Bild getrieben, im rechten Bildteil zeigt man, dass die Landwirtschaft vier stolze Rösser ihr Eigen nennt. Rechts im Vordergrund lagert allerhand Federvieh. Der Bauer hat sich mit seinem Hofhund zentral im Geschehen aufgestellt, während sich weitere Personen taktvoll im Hintergrund halten. Sie stehen an der Wand des langgestreckten Wohnstallhauses mit dem schön geschnitzten Schrot und der Brotzeitglocke am First oder auf der Gred. Die Szenerie wurde vom Fotografen, vielleicht war es Sebastian Alt, auf das Sorgfältigste arrangiert und trotzdem war es für das Heimatmuseum nur eine gekonnt durchkomponierte alte Aufnahme. Einen heimatkundlichen Wert hätte sie erst wenn man sagen könnte, wo das Bild entstanden ist.

Es war vor fast genau 25 Jahren, als sich einige Mitarbeiter des Heimatmuseums über das historische Foto beugten. Vermutungen schwirrten durch den Raum, der Bauernhof könne sich dort oder dort befunden haben. Andere Aktive waren strikt gegen diese Version und vermuteten die Landwirtschaft in einem völlig anderen Teil der engeren Heimat. Einig war man sich nur darüber, dass man mit Hypothesen kein Archiv seriös führen kann und die Landwirtschaft dringend eine Ortsbezeichnung brauche. Plötzlich kam der rettende Einfall: „Warum versuchen wir es nicht über die Zeitung?“ Dies war die Geburtsstunde einer Erfolgsgeschichte, die nun seit einem viertel Jahrhundert Woche für Woche ein noch anonymes Foto aus dem schier unerschöpflichen Fundus des Museums zur Diskussion stellt. Nach einigen, damals noch etwas umständlichen technischen Vorbereitungen erschien das Foto des Bauernhofes am 19. November 1988 in der Vilsbiburger Zeitung. Das Echo war ermutigend: Schnell bekam Museumsleiter Lambert Grasmann den Hinweis auf die den Hof in Thal I in der früheren Gemeinde Wolferding. Angespornt durch diesen Anfangserfolg publizierte der Heimatverein nunmehr fast an jedem Samstag ein Suchbild; insgesamt waren es bereits weit über tausend. Nach einer akribischen Auswertung der im Museumsteam dafür zuständigen Mitarbeiterin Sylvia Michl zwischen siebzig und 80 Prozent der Veröffentlichungen aufgeklärt.

Natürlich freut sich der Heimatverein über jede weiterführende Auflösung, helfen sie doch entscheidend, den sonst nur schönen Bildern eine Identität und eine Karteikarte zu geben, die sie für spätere Forschungen und Publikationen nutzbar machen. Schon dieser Mehrwert lohnt das wöchentliche Tätigwerden und für Museumsleiter Lambert Grasmann die gelegentliche Entgegennahme von Anrufen in früher Morgenstunde. Das Salz in der Suppe sind jedoch Kuriositäten und Glanzpunkte die das Museumsteam immer wieder in Begeisterung versetzen. Beispielsweise wenn ein Suchbild, wie erst vor wenigen Wochen geschehen, mit einer Verzögerung von geschlagenen 22 Jahren aufgelöst wird. Nachdem es dazu aus dem Nachbarlandkreis Dingolfing-Landau stammt liegen hier ein besonderer Glücksfall vor und vielleicht auch der Grund für die lange Inkubationszeit.

Aufregung in Tittenkofen

Kein besonders gutes Gefühl hatte man im Museumsteam, als man überlegte, die Aufnahme von einer Maifeier im Jahr 1923 zu veröffentlichen. Das Frühlingsfest fand einst nämlich in dem schönen Ort Tittenkofen im benachbarten Landkreis Erding statt. Was sollte man im Vilsbiburger Land darüber wissen? Allerdings waren auf der Rückseite des Originals der Hinweis „Kreisackerbauschule Schönbrunn“ und die Namen Moser und Paul Deutinger vermerkt, vielleicht zwei Absolventen der Bildungseinrichtung, die sich in der Erdinger Gegend mit ihren Mitschülern getroffen haben. Nachdem das Echo zunächst verhalten war, begab sich Sylvia Michl auf das Gebiet der Feldforschung. Und siehe da: Beim Schmied „z‘ Dingkof“, wie der Ort im Volksmund genannt wird, hing eine Vergrößerung des Fotos aus dem Heimatmuseum Vilsbiburg über dem Kachelofen. Und es gab mit dem 97-jährigen Kastulus Hacker auch noch einen Zeitzeugen, den es zu befragen lohnte. Der „Kast“ fuhr mit dem Finger über das Bild und nannte Namen um Namen. Dass auch ein Josef Gruber dabei war, der Großvater der bekannten Kabarettistin Monika Gruber, ist nur einen bemerkenswerte Pointe am Rande. Der Heimatverein würde sich freuen, wenn diese Begebenheit aus dem vorigen Jahr auch für den Erdinger Raum die Initialzündung wäre, alte Fotodokumente, die es überall zuhauf gibt, mit Namen und Daten zu versehen.

Denn es bleibt ja nicht nur bei ein paar übermittelten Fakten. In einem Fall konnte das Museum auch einen Gegenstand, ein Brettspiel „Fuchs und Henna“ identifizieren, das im Depot lag und mit dem niemand so recht etwas anzufangen wusste. Häufig erreichen Museumsleiter Lambert Grasmann akribisch zusammengestellte Namenslisten. Er erfährt weitere Einzelheiten über das Schicksal der abgebildeten Personen was manches Mal bedrückend ist, wenn Soldaten auf den Fotos zu sehen sind. Zu einem Laientheater im Jahr 1929 erhielt das Archiv des Heimatmuseums nicht nur die Namen des Stückes und der Schauspieler, sondern eine Reihe interessanter Zeitungsausschnitte mit Meldungen über die damalige Aufführung. Zu den Nebenprodukten gehören auch weitere historisch Fotos, auf die manche Leser durch die Veröffentlichung in alten Schachteln und Kästen aufmerksam wurden und die sie dem Heimatverein zur weiteren Forschung überlassen. Auf diese Weise befeuert sich die Rubrik „Noch anonym …“ immer wieder selbst und hat noch eine lange Zukunft vor sich.

 Aber jetzt zieht man erst einmal Bilanz: Fast 1.200 unbekannte Fotos wurden in den 25 Jahren veröffentlicht und davon mehr als 800 ganz oder teilweise aufgelöst. Das sind achthundert heimatgeschichtliche Begebenheiten, die aus ihrer Anonymität gerissen wurden und jetzt für alle Zeiten mit Namen, Daten und Fakten der weiteren Forschung dienen können. Und es sind Fotos, die man zurzeit noch auflösen kann und wahrscheinlich nicht erst in einem weiteren Vierteljahrhundert. Denn alles hat seine Zeit …

Mit diesem Bild eines schönen bäuerlichen Anwesenden in Thal I startete der Heimatverein vor 25 Jahren die Serie „Noch anonym …“ (Foto: Archiv Heimatmuseum Vilsbiburg)
Vor einigen Wochen staunte man im Museumsteam nicht schlecht als zu diesem Foto der Familie Müller aus Pischelsdorf im Landkreis Dingolfing-Landau nach 22 Jahren eine komplette Auflösung einging.
Eine landkreisübergreifende Feldforschung löste diese Aufnahme von einer Maifeier im Jahr 1923 in Tittenkofen aus, bei der auch der Großvater der Kabarettistin Monika Gruber identifiziert werden konnte.
Beim Suchen in alten Fotoschachteln kam man den Tricks der früheren Fotografen zuweilen auf die Schliche. Der Anlass war weniger heiter; da der Soldat im Hintergrund wahrscheinlich zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht mehr am Leben war.
Schon ein Jahr nach ihrem Start hatte die Serie „Noch anonym …“ bereits Kultstatus erreicht. Im Jahr 189 parodierten die Gäste von Max Brams (letzte Reihe rechts) die Arbeit des Heimatvereins auf ihre Weise. (Foto Hubert Brandl)