Dem nagenden Zahn der Zeit entgegenwirken

Das Grab des berühmten Landschaftsmalers zum 200. Geburtstag instand gesetzt

 

Vilsbiburg. Der wohl größte Sohn des Vilsbiburger Landes kam im Jahr 1812 im Schloss der Hofmark Haarbach zur Welt. Dabei war ihm keineswegs in die Wiege gelegt, dass sich Joseph Eduard Franz Xaver Kalist von Schleich dereinst zum bedeutendsten Maler der Münchner Landschafter entwickeln sollte. Seine akademische Ausbildung endete in einem Desaster und doch machte es der Niederbayer mit der ihm eigenen Sturheit, einem immensen Fleiß und der Hilfe wohlmeinender Malerkollegen seinen Weg, der ihn später als Professor an jene Universität zurückführte, die dem 15jährigen Jüngling die Tür gewiesen hatte.

 

All diese und noch viele andere interessante Fakten aus dem Leben und über das Werk Schleichs hat der Heimatverein im Jubiläumsjahr in seiner Sonderausstellung und in dem interessanten Begleitkatalog dargestellt und so eine interessante Persönlichkeit ein gutes Stück weit aus dem Nebel der Geschichte heraus gelöst. Aber ein Wermutstropfen blieb über den gesamten Zeitraum im Hintergrund: Dem Grab des Meisters auf dem Alten Südfriedhof in der Thalkirchner Straße in München, hatte der Zahn der Zeit schon kräftig zugesetzt. Dazu muss man wissen, dass es sich bei dem Alten Südfriedhof um einen historischen Gottesacker von europäischem Rang handelt. Seine Geschichte geht bis in das 16. Jahrhundert zurück und ist geprägt von verheerenden Seuchen wie Pest und Cholera sowie deren Überwindung.

 

Auch den 61jährigen Eduard Schleich raffte eine Choleraepidemie von fast biblischen Ausmaßen im Januar 1874 dahin. Wie viele andere bedeutende Persönlichkeiten fand der Künstler auf dem Südfriedhof seine letzte Ruhe. Wer jedoch in den letzten Monaten an dem bescheidenen Grabmal vorbeiging, konnte nicht sicher sein, die Identität des hier begrabenen Menschen zu erfassen. Flechten und Moose wuchsen auf dem schon etwas spröden Muschelkalk und die Inschrift war kaum noch lesbar. So versuchte der Heimatverein bei der Landeshauptstadt München eine Instandsetzung des Steines zu erreichen. Nach einigen Anläufen gelang nun mit Unterstützung von Oberbürgermeister Christian Ude und dank des Engagements von Anton Hebensteiner, dem Leiter der städtischen Friedhofsverwaltung eine zurückhaltende Instandsetzung. Das Denkmal wurde pünktlich zum 200. Geburtstag Schleichs am 14. Oktober gesäubert und an den wichtigsten Stellen vorsichtig konserviert. Als besondere Ehre legte die Stadt München am Jahrestag einen Kranz nieder. Das ursprünglich vorhandene schmiedeeiserne Kreuz, es fehlt schon viele Jahre, wurde bewusst nicht ersetzt. Nachdem der gesamte Friedhof unter Denkmalschutz steht, würde die Anfertigung eines nachempfundenen Kreuzes dessen Grundsätzen widersprechen.

 

 

Da auch die Inschrift ergänzt wurde, findet man das Grab nun mühelos am Hauptweg an der Thalkirchner Straße. Außerdem ist die letzte Ruhestätte Schleichs als eine von wenigen auf den Übersichtsplänen vermerkt. Somit lohnt sich jetzt ein Besuch des historischen Gottesackers in mehrfacher Hinsicht. Und vielleicht ist auch kurz zuvor gerade der anonyme Verehrer Eduard Schleichs dagewesen, der das Grab immer wieder mal mit frischen Blumen versorgt.

 

Das Grab des berühmten Landschaftsmalers zum 200. Geburtstag instand gesetzt
Nach der gelungenen Restaurierung erkennt man jetzt wieder, wer hier seine letzte Ruhe fand ? und es ist wieder Platz zum Pflanzen. (Foto: Landeshauptstadt München)