Seyboldsdorf: Der Graf verfolgt nicht nur junge Damen
Vilsbiburg. Es gibt viele interessante Darstellungen im Vilsbiburger Heimatmuseum zu betrachten. Man denke nur an Schleich und Kremplsetzer, Orelli und Pater Viktrizius, die jeweils in ihrem speziellen Bereich Hervorragendes geleistet haben. Doch auf einem der Bilder lastet ein besonderer Mythos. Dieser hat sogar dazu geführt, dass sich die Magdalenerinnen vom Kloster Seyboldsdorf von dem wertvollen Gemälde trennten. Sie fühlten sich von den stechenden Augen des Johann Franz Xaver Cajetan Anton Georg Adam Graf von und zu Freyen-Seyboldsdorff verfolgt. Für das Vilsbiburger Heimatmuseum war dies ein glücklicher Umstand.
Der Adelige ist auf dem Porträt im Alter von erst 28 Jahren dargestellt. Dennoch war er schon im hohen Rang ausgezeichnet, mit dem gestickten Stern des Großmeisters des adeligen Ritterordens vom Hl. Michael. Diese Verleihung könnte dann auch der Grund gewesen sein, sich im Bild malen zu lassen. Der junge Graf war Fürstlicher Kämmerer und Regierungsrat in Landshut und saß kurz vor seinem 29. Geburtstag vor der Staffelei des Landshuter Malers Wolfgang Simon Gröz. Der Herr auf Hörgertshausen und Mauern, Deutenkofen, Göttlkofen, Lichtenhaag, Vilssattling und Leberskirchen, auf Ober- und Niederaichbach schaut erhobenen Hauptes mit stechenden und glänzenden Augen auf den Betrachter. In modischer barocker Kleidung des Jahres 1739, mit blauem Rock, den gold verzierten Ärmelstulpen, blauer Schärpe und weißer Perücke konnte der noch ledige Franz Cajetan auch auf Brautschau gehen; denn 1741 heiratet er Eleonora von Haacke. Der Künstler hatte sich bei der Porträtierung 1739 etwas Besonderes einfallen lassen, das einen nachhaltigen Mythos über das Gemälde legte. Eine spezielle Technik und der gewölbt Untergrund sorgen dafür, dass der Aristokrat mit den Museumsbesuchern bereits im Gewölbegang Blickkontakt aufnimmt und sie bis in den ersten Raum der Sonderausstellung hinein verfolgt. Und wie wir aus den Seyboldsdorfer Nachkriegsgeschichte wissen, geschieht dies keineswegs nur bei jungen Damen: