Kultur hält gesund!

Die WHO empfiehlt kreative Beschäftigung und kulturelle Betätigung, um körperliche und geistige Gesundheit und Wohlbefinden zu unterstützen Eine entspannte Führung durch die Sonderausstellung zum Thema „Wasser? bietet am Donnerstag, dem 28.11. die nächste, gesundheitsfördernde Gelegenheit, der Empfehlung der WHO zu folgen.

Ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat es nun „amtlich“ gemacht, was Viele schon lange ahnten: Nicht nur Sport hält gesund, sondern auch vielfältige kulturelle Aktivitäten, wie Musik machen, Tanzen, Malen, Singen, aber auch Museumsbesuche. „Kunst, Kultur und das Gesundheitswesen“ sollen, so der Bericht, „auf vielfältige Weise miteinander verflochten werden“, um Gesundheit und Wohlbefinden optimal zu befördern. Wer sich nun nicht ganz so wohlfühlt auf dem Tanzparkett und auch dem Singen oder Malen eher distanziert gegenübersteht, der muss nicht verzweifeln. Zur seelischen Gesundheit und zur Unterstützung medizinischer Therapien gibt es eine Vielzahl kultureller Einrichtungen, allen voran die Museen.
„Sich `mal wieder was Gutes tun und ins Museum gehen“, das ist im Moment in Vilsbiburg gleich doppelt gut und sinnvoll möglich.

Im Heimatmuseum  Vilsbiburg finden sich in der Dauerausstellung interessante und informative Ausstellungsstücke zur regionalen Geschichte, Zeugnisse längst vergangenen Handwerks, Biographien von Vilsbiburger Bürgern, Ansichten bekannter Häuser der Stadt – und als einer der Höhepunkte die vielfach ausgezeichnete Ausstellung zur Kröninger Keramik.

Zusätzlich einen Besuch lohnt die Sonderausstellung „H2O Vilsbiburg und das Wasser“. Hier werden auf anschauliche und teilweise überraschende Weise die Bedeutung dieses Lebensstoffs für uns Menschen, wie auch die konkreten Zusammenhänge mit der Heimatgeschichte vermittelt.
Wasser hatte und hat stets einen zentralen Stellenwert für das menschliche

(Zusammen-) Leben. Wir benötigen es für den Flüssigkeitshaushalt unseres Körpers, zum Kochen, als Arbeits-und Transportmittel, aber natürlich auch und besonders für die Hygiene. Schon bevor durch wissenschaftliche Erkenntnisse untermauert wurde, wie wichtig sauberes Trinkwasser für unsere Gesundheit ist und wie unverzichtbar dieser Stoff auch für einen reinlichen Alltag, versuchten die Menschen Verunreinigungen entgegenzutreten: sei es durch genaue Planung bei der Anlage von Siedlungen, sei es – vor allem ab dem 19.Jahrhundert – durch den Aufbau einer zentralen Wasserver- und Abwasserentsorgung. Kaum etwas in der Geschichte der Gesundheitsvorsorge und Medizin hatte solch einen großen, bedeutsamen Einfluss auf die Gesundheit, wie die Entdeckungen des Zusammenhangs von Hygiene und Krankheiten. Sauberes Trinkwasser, regelmäßige Körperreinigung, frische Wäsche, Dinge, die für uns moderne Menschen in den Industriestaaten selbstverständlich scheinen, mussten in langen Jahrhunderten erst erlernt oder die passende Infrastruktur dafür erst hergestellt werden. Noch heute ist eines der zentralen Ziele der Vereinten Nationen, nämlich allen Menschen den Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen, für viele noch nicht erreicht. Wie dies in Vilsbiburg und Umgebung geschafft wurde, wie sich unsere Vorfahren damit abgemüht haben, mit welchen Mitteln und Verfahren die Menschen probierten, sich auch mit Hilfe des Wassers gesund zu halten, all das lässt sich in dieser Sonderschau auf unterhaltsame, vergnügliche und informative Weise erfahren.

Besondere Bedeutung für die Hygiene kam den „Badern“ und auch den Seifensiedern zu. So gab es in Vilsbiburg wie in anderen Orten schon seit dem Mittelalter Badestuben, deren Betreiber, die Bader, als Handwerker organisiert waren. Neben dem Unterhalt der Badestuben waren sie auch sehr bald zuständig für kleinere chirurgische Eingriffe, das Zähneziehen oder das Aderlassen sowie die Versorgung von Knochenbrüchen, kleineren Wunden und Hautausschlägen. In Vilsbiburg wurden noch bis in die 1930er Jahre Zähne durch Bader gezogen. Erst dann übernahmen zunehmend akademisch ausgebildete Ärzte, bzw. Zahnärzte diese Bereiche. Die für diese einfache medizinische Versorgung notwendigen Gerätschaften können ? gelegentlich wohl auch mit einem leisen Schaudern ? in der Ausstellung besichtigt werden. Auch wenn sie uns Heutigen oft vielleicht  eher primitiv und roh erscheinen mögen, so erfüllten sie für die einfache Bevölkerung, die sich Ärzte nicht leisten konnte, doch eine ungemein wichtige Funktion – ohne sauberes Wasser allerdings wäre ihr Einsatz erst recht gefährlich!

Weitere Aspekte in der Sonderausstellung sind die Bereiche „Zentrale Wasserversorgung“, „Wasser und Freizeit“, „Hochwasser und Flussregulierungen“ oder „Wasser und Handwerk“.
Vieles lässt sich in der schön gestalteten Ausstellung selbst entdecken – manches übersieht der Besucher aber vielleicht auch angesichts der Vielfalt der gezeigten Exponate. Interessierten sei deshalb eine Führung durch die Sonderausstellung ans Herz gelegt. Die nächste Führung unter der Leitung des langjährigen früheren Museumsleiters und Heimatforschers Lambert Grasmann findet dazu am 28. November um 18 Uhr statt. Lambert Grasmann kann nicht nur die Funktion oder Besonderheiten einzelner Ausstellungsstücke erläutern, er weiß seine Führungen auch durch eine Vielzahl heimatgeschichtlicher Bezüge zu veranschaulichen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Wer sich also überraschen lassen will, etwas Neues erfahren oder – ganz im Sinne der WHO etwas für seine Gesundheit tun möchte, dem sei ein Museumsbesuch ans Herz gelegt.

 

Josef Reiter eröffnete als Bader Ende des 19. Jahrhunderts eine Praxis in Vilsbiburg und machte dies im Vilsbiburger Anzeiger bekannt. (AHV)
Seifen und Waschmittel verschiedener Hersteller aus der 2. Hälfte des